In Tiny Woodys sammelt ihr Pilze, Kräuter oder Baumfrüchte. Das sieht putziger und entspannter aus, als es ist: Bei diesem interaktiven und unterhaltsamen Spiel werdet ihr Karten von anderen Spielern stehlen oder deren Vorräte manipulieren.
Tiny Woodys ist ein Familienspiel für zwei bis fünf Personen, bei dem jede einen zufällig gezogenen Waldbewohner spielt. Die entsprechende Karte (Eule, Elster, Hase, Wildschwein, Igel oder Eichhörnchen) halten sie geheim, denn jedes Tier muss im Spielverlauf etwas anderes sammeln. Der Igel zum Beispiel soll vier verschiedene Blätter finden, der Hase ist auf der Suche nach Kräutern. Wer seinen Auftrag am schnellsten erfüllt, gewinnt die Partie.
Tiny Woodys: So wird es gespielt
Rund 100 Karten liegen dem Spiel bei, sie zeigen unterschiedliche Woodys, so heißen die Gegenstände und Objekte, die man im Wald finden kann: Bäume, Baumfrüchte, Mineralien usw. Zusätzlich sind 20 Ereigniskarten enthalten, mit deren Hilfe ihr Interaktionen ausführen dürft. Die Karten sortiert ihr zunächst nach ihren Rückseiten, mischt sie und legt sie in vier verdeckten Stapeln Frühling, Sommer, Herbst und Winter bereit.
Mit zwei gezogenen Handkarten pro Person vom Frühlingsstapel startet eine Partie. Wer an der Reihe ist, darf Woodykarten vom aktuellen Jahreszeitenstapel nehmen, einen Woody auslegen oder einen Woody verstecken. Zwei dieser drei Möglichkeiten dürft ihr pro Zug nutzen, in welcher Reihenfolge, ist euch überlassen.
Was bedeuten die drei Optionen?
Woodykarten ziehen: Dies bringt euch mindestens drei neue Handkarten und somit mehr Handlungsspielraum. Aber Achtung: Das Handkartenlimit ist streng! Solange ihr keinen Bonus nutzen könnt, müsst ihr eure Hand am Zugende immer auf drei Karten reduzieren.
Einen Woody ausspielen: Vor euch werdet ihr im Spielverlauf zwei Kartenreihen bilden. Die obere heißt Sammlung und hat maximal sechs Plätze. Hier dürft ihr einen Woody aus eurer Hand ablegen, zum Beispiel ein Löwenzahn. Spielt ihr im nächsten Zug eine Eichel aus, legt ihr sie in die Sammlung auf einen weiteren freien Platz. Einen zweiten, identischen Woody auszuspielen, funktioniert anders: Den legt ihr versetzt auf den bereits vorhandenen, also zum Beispiel Löwenzahn auf Löwenzahn. Diese beiden Woodys gelten nun als „kombiniert“ und lösen einen Effekt aus. Solange sich die beiden Löwenzahnkarten in eurer Sammlung oder im Versteck befinden, dürft ihr eine zusätzliche Woodykarte (also 4 statt 3) ziehen.
Woody verstecken: Eure Sammlung wächst allmählich an, ihr habt vielleicht schon ein paar Woodys für euren Spielauftrag gehortet – doch Karten, die in dieser Reihe liegen, sind nicht besonders gut geschützt. Eure Mitspieler haben ein wachsames Auge auf eure Auslage und könnten jederzeit mithilfe einer Ereigniskarte Woodys stehlen oder tauschen. Daher ist es ratsam, besonders wertvolle Woodys per Spielzug in euer Versteck zu verlegen. Das ist eine Reihe mit drei Plätzen unterhalb eurer Sammlung. Hier liegen die Woodys deutlich geschützter vor dem Zugriff der anderen.
Eine Ereigniskarte dürft ihr in jedem eigenen Spielzug optional ausspielen. Darunter befinden sich einige Kracher, die das Spielgeschehen durcheinander wirbeln können. Spielst du die Karte „Regen“ aus, müssen alle Spieler ihre Handkarten auf den Ablagestapel werfen und zwei neue Karten ziehen. Bei der „Sonne“ darfst du die Handkarten eines Mitspielers ansehen und eine Karte stehlen. Der „Blitz“ erlaubt es dir, einen Woody aus der Sammlung eines Mitspielers zu entfernen und abzuwerfen. Und bei der „Windböe“ kannst du einen Woody eines Spielers aus dem Versteck zurück in dessen Sammlung holen.
Einige weitere Ereignisse und Effekte sorgen für einen unterhaltsamen Spielablauf, bis einer von euch als Erstes vier verschiedene seiner zu sammelnden Woodys vor sich liegen hat. Diese Person gewinnt das Spiel.
Tiny Woodys: Fazit und Wertung
Bloß nicht täuschen lassen vom zuckersüßen Look! Ja, Tiny Woodys ist ein wunderschön gestaltetes Kartenspiel. Die von Dana Peter illustrierten Tiere und Pflanzen lassen ein harmonisches Sammelspiel erwarten, doch ganz so friedlich geht es nicht zu.
Tiny Woodys ist kompetitiv angelegt, Autor Maik Werner würzt sein Spiel mit einer Zutat, die man bei vielen anderen (Karten-)Spielen in jüngster Zeit vergeblich gesucht hat: Interaktion. Hier sind die Spielerinnen und Spieler nicht bloß mit ihrer eigenen Auslage beschäftigt, hier bastelt, sammelt oder puzzelt nicht jeder still vor sich hin.
Der Wettlaufcharakter erfordert ein wachsames Auge auf das Treiben der anderen. Dein Nachbar sammelt offensichtlich Baumfrüchte und hat schon drei unterschiedliche vor sich liegen? Dann solltest du schnell eine Ereigniskarte spielen und seine Auslage sabotieren. Tiny Woodys setzt bewusst auf eine große Portion Ärgerfaktor, weil sich niemand sicher sein kann, dass der Spielverlauf noch eine unerwartete Wendung nimmt.
Die Unterscheidung zwischen Sammlung (viel Platz) und Versteck (drei Plätze) ist clever gewählt. Wir brauchen vier unterschiedliche Woodys, um das Spiel zu gewinnen. Maximal drei lassen sich verstecken. Und selbst dort sind sie, dank seltener Ereigniskarten, nicht absolut sicher. Da macht es mitunter Sinn, die eigene Aufgabenstellung etwas unauffälliger anzugehen. Wer sofort durchblicken lässt, Mineralien sammeln zu müssen und ausschließlich diese Woodys in der Auslage hortet, macht sich angreifbar.
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Bei unseren Testrunden in größeren Gruppen ging es turbulent zur Sache, doch die Stimmung war zu keinem Zeitpunkt gereizt. Tiny Woodys empfanden wir als interaktives, aber niemals destruktives Familienspiel, das man auch mit Kindern ab 8 Jahren spielen kann. Was uns erstaunte, war das abrupte Spielende in jeder Partie. Lange vor dem Durchspielen aller vier Jahreszeiten-Stapel und deutlich unter den anvisierten 40 bis 60 Minuten laut Spielschachtel rief einer am Tisch „Fertig, ich habe vier unterschiedliche Kräuter!“
Die anderen hatten es längst vermutet, dass unser Tischnachbar Kräuter sammelt. Aber letztlich ist Tiny Woodys (Tiny Tami) auch ein typisches Kartenspiel, bei dem wir Karten von verdeckten Nachziehstapeln ziehen. Push your luck bedeutet in diesem Fall: „Pech gehabt, keine passende Ereigniskarte dabei.“
Tiny Woodys – auf einen Blick
Im Familienspiel Tiny Woodys sammelt ihr Pilze, Kräuter oder Baumfrüchte ein. Das interaktive Kartenspiel sieht niedlich aus, ist aber sehr kompetitiv angelegt, weil ihr die Auslagen der anderen manipulieren könnt. Kurzweilig!
Autor: Maik Werner, Illustration: Dana Peter | Tiny Tami | 2023 | 2 bis 5 Personen | ab 8 Jahren | 30 bis 45 Minuten
Pro
- kurzweilig und flott gespielt
- liebevolle Gestaltung
- sehr interaktiv
Contra
- kompetitive Spielweise mag nicht jede:r
Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).