In „The Fog – Escape from Paradise“ fliehen unsere Insulaner vor einem näher rückenden Nebel. Wer sie am schnellsten auf bereitstehende Boote am Ufer evakuiert, gewinnt das strategische Brettspiel.
Darum geht’s im Spiel: Wir leben auf einer Insel, die allmählich von einem geheimnisvollen Nebel verschlungen wird und müssen unseren Stamm in Rettungsboote bewegen. Weil das bis zu vier Spielende (Deluxe Version: sechs) gleichzeitig und kompetitiv tun, geht es am Strand hektisch zu. Insulaner bewegen, tauschen, Hindernisse überspringen, sich in eine Lücke drängeln: Wer an der Reihe ist, hat maximal sieben Bewegungspunkte, um seine Leute taktisch klug zu positionieren. Figuren besitzen Spezialfertigkeiten, die man dabei nutzen kann. Achtung: Der Nebel kommt immer näher und „verschluckt“ jeden, der nicht weit genug Richtung Strand und Boote gekommen ist…
The Fog – Escape from Paradise: So wird es gespielt
Das Spiel besteht aus zwei Hauptphasen: der Auswahl der Insulaner (Drafting) und deren Bewegung. Anschließend erfolgt die Wertung, um den Sieger zu ermitteln.
Phase 1: Insulaner auswählen (Drafting)
In dieser Phase wählen die Spieler reihum Insulaner aus, die sie im Laufe des Spiels zu den Booten führen möchten. Jeder Spieler platziert in umgekehrter Zugreihenfolge einen Spielstein unter den gewählten Insulaner, bis alle Insulaner verteilt sind.
Phase 2: Insulaner bewegen
Diese Phase besteht aus mehreren Runden, in denen jeder Spieler seine Insulaner bewegt. Hierbei stehen euch sieben Bewegungspunkte pro Zug zur Verfügung, die ihr flexibel auf eure Insulaner verteilen könnt. Nach einer Runde rückt der Nebelmarker ggf. ein Feld vor und es wird geprüft, ob Insulaner vom Nebel verschluckt wurden.
Bewegungsmöglichkeiten der Insulaner
Die Bewegungen sind das Herzstück von „The Fog – Escape from Paradise“ (Xollox Games), jede kostet eine bestimmte Anzahl an Bewegungspunkten (BP), und die Spieler müssen strategisch planen, wie sie diese am effektivsten einsetzen. Zu den verschiedenen Bewegungsarten gehört das Rennen, bei dem ein Insulaner für 1 BP auf ein benachbartes freies Feld bewegt wird. Dies ist die einfachste und flexibelste Bewegung, da sie auch rückwärts möglich ist.
Das Schieben ermöglicht es für 3 BP, bis zu zwei andere Insulaner gerade oder schräg in die gleiche Richtung zu bewegen, was hilfreich sein kann, um den Weg freizumachen oder Insulaner schneller voranzubringen. Mit der Bewegung „Zwängen“ kann sich ein Insulaner für 4 BP zwischen zwei Hindernissen oder anderen Insulanern hindurchzwängen, was besonders in engen Passagen wertvoll ist.
Beim Platztausch, der 3 BP kostet, tauscht ein Insulaner den Platz mit einem benachbarten Insulaner, was strategisch wichtige Positionen ermöglicht. Das Überspringen erlaubt es einem Insulaner, für 3 BP einen anderen Insulaner in gerader Linie zu überspringen, um schnell über Blockaden hinwegzukommen. Schließlich ermöglicht das Überqueren für 4 BP, ein Hindernis entweder gerade oder abknickend zu überqueren, was besonders hilfreich ist, um schwieriges Gelände zu überwinden.
Einige Insulaner haben besondere Eigenschaften, die ihnen ermöglichen, bestimmte Bewegungsarten effizienter durchzuführen (z.B. Zwängen oder Überqueren für nur 2 BP). Diese Spezialfähigkeiten sollten bei der Auswahl und Bewegung der Insulaner berücksichtigt werden.
Am Ende jeder Runde kann es sein, dass ihr die dreidimensionale Nebelwand auf der Leiste ein Feld weiter Richtung Strand rücken müsst. Dabei wird geprüft, ob Insulaner vom Nebel verschlungen wurden. Insulaner in der gleichen Strandreihe wie der Nebelmarker werden umgedreht und sind aus dem Spiel.
In welchen Ketegorien könnt ihr Punkte sammeln? Nach der Bewegung aller Insulaner und dem Erreichen des Ufers durch den Nebelmarker erfolgt die Endwertung in vier Bereichen. Der Spieler mit den meisten Rettungspunkten gewinnt das Spiel.
- Erreichen des eigenen Bootes: Jeder Insulaner, der das Boot seines eigenen Volkes erreicht, bringt 4 Rettungspunkte (RP).
- Bootsbereiche: Punkte werden für Insulaner in verschiedenen Bootsbereichen vergeben, entsprechend den abgebildeten Wertungen auf den Bootswertungsmarkern.
- Im Nebel verlorene Insulaner: Für jeden Insulaner, der vom Nebel verschlungen wurde, gibt es Minuspunkte.
- Vorbereitungsboni: Zusätzliche Punkte gibt es für gesammelte Vorbereitungsboni, die während des Spiels erlangt wurden.
The Fog – Escape from Paradise: Fazit und Wertung
„The Fog – Escape from Paradise“ ist ein taktisch anspruchsvolles und vielseitiges Spiel mit einem sehr thematischen Setting. Was an diesem ominösen Nebel letztlich so gefährlich ist, sei einmal dahin gestellt. Aber die Hatz über den Strand, die vielen Figuren, das Gedränge, der Kampf um die besten und irgendwann letzten freien Plätze auf den Booten – das ist alles gekonnt und spannend in den Spielablauf eingebunden. Das Erstlingswerk von Autor Robert Müller-Reinwarth bietet Variation en masse und versucht, möglichst viele Spielertypen abzuholen.
Ob als Gelegenheitsspieler oder als Hardcore-Stratege, dieses Spiel soll für spannende und herausfordernde Spielabende sorgen. „The Fog – Escape from Paradise” hat einige Optionen an Bord, um das Spiel zu anzupassen: Der Sanduhrmodus verkürzt die Spielzeit und erhöht den Zeitdruck. Die Bootsbereichswertung erlaubt mehr Flexibilität durch Auswahl und Platzierung von Wertungsplättchen. Und die Mindestbesatzung erhöht die Unsicherheit bei der Wertung der Boote durch eine Mindestanzahl an Insulanern, die erforderlich ist, damit ein Boot abfährt. Das sind nur ein paar der möglichen Stellschrauben, wie ihr nach einigen Partien zusätzliche Würze ins Spiel bringen könnt.
Ganz zu schweigen von den Erweiterungsdecks „Unsicherheit“, die man separat hinzufügen kann. Selbstverständlich ist ein Solomodus in der Regel enthalten und bei der Deluxe-Version mit extra großen Spielplan können sogar sechs Personen gleichzeitig spielen. Der kompetitive Charakter des Brettspiels überzeugt, zumal in der heutigen Zeit das gemeinsame Alleinespielen auf eigenen Spieler-Boards zum Standard gehört. Insofern ist The Fog erfrischend abwechslungsreich.
Die vielfältige Ausrichtung des erfolgreichen Kickstarters The Fog ist allerdings Segen und Fluch zugleich. Die schön gestaltete Box ist rappelvoll gepackt mit Material. Je nach Spieloption und Teilnehmerzahl müssen vorab zahlreiche Plättchen, Marker und Hindernisse ausgewählt und / oder entsprechend der Regel platziert werden. Gelegenheitsspieler, die gleich auspacken und loslegen wollen, sind auf verlorenem Posten. Für The Fog muss man sich Zeit nehmen, das Brettspiel ist weder ein Aufwärmer noch ein Absacker beim nächsten Spieleabend.
The Fog ist ein Hauptdarsteller, die insgesamt 24 Seiten Anleitung machen unmissverständlich klar, dass eine gewisse Vorerfahrung mit komplexeren Spielen sinnvoll ist. Wer die mitbringt und 1 bis 2 Stunden Zeit mit einem sehr durchdachten und immersiven Spiel verbringen möchte, sollte sich „The Fog – Escape from Paradise“ auf jeden Fall näher ansehen.
The Fog – Escape from Paradise – auf einen Blick
„The Fog – Escape from Paradise“ ist ein taktisch anspruchsvolles und vielseitiges Spiel, das durch seine strategischen Bewegungsmöglichkeiten, hohe Variabilität und packende Atmosphäre für spannende und herausfordernde Spielabende sorgt.
Autor: Robert Müller-Reinwarth | Xollox Games | 2024 | 1 bis 4 Personen (Deluxe: bis 6 Personen) | ab 10 Jahren | 45 bis 120 Minuten
Pro
- immersives Spielerlebnis
- spannend
- sehr variabel
- schönes Material
Contra
- sehr viel Material und kleinteiliges Regelwerk – man kann nicht einfach auspacken und loslegen
- dauert in voller Besetzung und mit Grüblern am Tisch locker zwei Stunden
Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).