In Tea Garden schlüpft ihr in die Rolle von Teegartenbesitzern in der südchinesischen Provinz Yunnan. Ziel ist es, durch das Errichten von Teegärten, den Handel mit Tee und strategische Investitionen in Forschung und Transport die meisten Siegpunkte zu sammeln.
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Tee ist seit Jahrhunderten ein zentraler Bestandteil der chinesischen Kultur. In der Provinz Yunnan, die als Wiege des Teeanbaus gilt, wurden bereits vor über 2.000 Jahren die ersten Teegärten angelegt. Die Kunst des Teeanbaus und der Fermentation wurde über Generationen hinweg perfektioniert, und Teezeremonien sind bis heute tief in der chinesischen Tradition verwurzelt. Tea Garden greift dieses historische Thema auf und lässt die Spieler:innen in die Rolle von Teegartenbesitzern schlüpfen, die ihre Plantagen ausbauen, hochwertigen Tee ernten und den Handel mit den begehrten Blättern optimieren müssen.
Für diesen Beitrag haben wir die englischsprachige Ausgabe von Tea Garden getestet. Das Brettspiel erscheint im Frühjahr 2025 auf Deutsch bei Huch.
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Tea Garden: So wird es gespielt
Das Spiel verläuft über fünf Runden, in denen die Spieler:innen ihre Teeproduktion und den Handel stetig weiterentwickeln. Das Herzstück von Tea Garden ist die kartenbasierte Aktionssteuerung: Jede Runde spielt ihr bis zu vier Karten aus, die bestimmen, welche Aktionen ausgeführt werden können und mit welcher Stärke. Diese Karten zeigen nicht nur die Hauptaktionen an, sondern enthalten auch Symbole für zusätzliche Nebenaktionen oder Spezialeffekte.
Die Hauptaktionen sind vielfältig und greifen thematisch ineinander:
- Teegärten errichten: Neue Gärten können in angrenzenden Regionen gebaut werden, wobei jede Region eine unterschiedliche Teequalität produziert. Durch das geschickte Platzieren lassen sich Synergien nutzen.
- Tee ernten und veredeln: Geerntete Teeblätter können direkt verkauft oder durch Fermentierung aufgewertet werden, um wertvollere Sorten zu erhalten. Dabei gilt es, den richtigen Zeitpunkt für die Weiterverarbeitung abzupassen.
- Handel mit Tee: Verkaufter Tee bringt Einnahmen und Siegpunkte, wobei verschiedene Handelsrouten und Märkte genutzt werden können.
- Flussreise: Spielerinnen können ihre Boote entlang des Flusses bewegen, um neue Möglichkeiten für den Teehandel und den Bau von Plantagen zu erschließen.
- Tee-Studien betreiben: Wer in Forschung investiert, schaltet langfristige Vorteile frei, die das Wirtschaften erleichtern.
Während einer Runde können alle ihre Aktionen flexibel kombinieren und optimieren. Besonders wichtig ist dabei das geschickte Management der Karten: Jede Karte hat eine bestimmte Aktionsstärke, die beeinflusst, wie effektiv eine Aktion ist. Durch das Timing der Kartenauswahl können nicht nur Hauptaktionen verbessert, sondern auch wertvolle Nebenaktionen ausgelöst werden, die beispielsweise zusätzliche Rohstoffe oder Bewegungen ermöglichen.
Nach fünf Runden erfolgt eine Schlusswertung, bei der unter anderem die Anzahl und Qualität der geernteten Teeblätter, erreichte Handelsziele und ausgebauten Teegärten berücksichtigt werden. Wer die meisten Siegpunkten erreicht, gewinnt die Partie.
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Tea Garden: Fazit und Wertung
Tea Garden (Albi) bietet eine gelungene Mischung aus Strategie, Ressourcenmanagement und taktischem Vorausplanen. Besonders hervorzuheben ist die Aktionssteuerung über Karten, die nicht nur die Hauptaktion, sondern auch Nebeneffekte beeinflusst. Diese Mechanik fordert die Spieler:innen dazu auf, genau abzuwägen, wann welche Karten gespielt werden und welche Symbole für spätere Aktionen benötigt werden. Wer vorausschauend plant, kann seine Züge effizient optimieren und wertvolle Kombinationen aus Haupt- und Nebenaktionen nutzen.
Das Spiel belohnt kluges Management von Teeblättern und Aktionspunkten. Anfangs mag die Ressourcengewinnung noch mühsam erscheinen, doch im Spielverlauf wächst die Möglichkeit für besser Züge, was eine Entwicklung und ein belohnendes Spielerlebnis schafft. Die Balance zwischen Expansion, Handel, Forschung und Teeveredelung sorgt für viel Abwechslung, da verschiedene Strategien zum Sieg führen können. Dabei bleibt die Interaktion auf einem angenehmen Niveau: Zwar gibt es Konkurrenz um bestimmte Plätze auf dem Spielfeld, aber direkte Konfrontationen sind selten.
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Auch die verschiedenen Fortschrittsleisten – sei es das Schifffahren, die Universität oder die Kaiser-Leiste – tragen dazu bei, dass jeder Spielstil zu einigen Punkten führen kann. Die unterschiedlichen Wege, um Siegpunkte zu sammeln, lassen Raum für Experimente und Wiederspielreiz. Der modulare Aufbau der Kartenstapel und die zufällige Verteilung von Plättchen bringen Varianz in jede Partie.
Visuell und haptisch überzeugt Tea Garden ebenfalls. Die Gestaltung ist atmosphärisch, das Material hochwertig. Einzig die Symbolik könnte anfangs intuitiver sein, doch nach wenigen Partien erschließt sich das System gut. Insgesamt bietet das Spiel ein tiefgehendes, aber dennoch zugängliches Erlebnis, das sowohl Kennerspieler:innen als auch ambitionierte Gelegenheitsspieler:innen ansprechen dürfte. Wer taktische Planung schätzt und sich für wirtschaftliche Entwicklungsspiele begeistert, wird mit Tea Garden viel Freude haben.
Tea Garden – auf einen Blick
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Tea Garden verbindet ein stimmungsvolles Thema mit cleveren Mechaniken und belohnt strategisches Vorausplanen, wodurch es ein fesselndes Spielerlebnis für Kennerspieler:innen bietet.
Autor: Tomáš Holek | Albi / Huch | 2024 | 2 bis 4 Personen | ab 12 Jahren | bis 90 Minuten
Pro
- Innovatives Kartensystem für Aktionen
- Vielseitige Strategien möglich
- Stimmungsvolle Gestaltung und hochwertiges Materal
Contra
- dauert in voller Besetzung mit zwei Stunden zu lang
Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).