Punktestadt ist der Nachfolger des beliebten Punktesalat von 2019. Diesmal sammelt ihr kein Gemüse, sondern Ressourcenkarten ein, um damit Gebäude zu kaufen. Wir haben das schnelle Kartenspiel für einen bis vier Spieler getestet.
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Diesmal keine Veggie-Karten, diesmal nichts zu futtern: In Punktestadt schickt euch das Autorentrio Molly Johnson, Robert Melvin und Shawn Stankewich als Stadtplaner los, um eine prächtige Metropole mit vielen Gebäuden zu errichten. Das Team von Flatout Games in Kalifornien hatten vor mehreren Jahren mit Punktesalat einen Geheimtipp gelandet. Jetzt steht ihr Nachfolger in den Startlöchern – zunächst von Alderac vertrieben und zur SPIEL 2023 von Skellig Games lokalisiert.
Punktestadt: So wird es gespielt
In Punktestadt sammelt ihr in jedem Zug zwei Karten aus einem vier mal vier Felder großen Raster ein. Zunächst liegen alle Karten mit ihrer Ressourcenseite nach oben, sie zeigen Elemente wie Energie, Industrie, Ökologie usw. oder einen bunten Joker. Jede genommene Karte muss vom Nachziehstapel wieder ergänzt werden, diesmal aber mit ihrer Rückseite nach oben. Darauf findet ihr 160 unterschiedliche Gebäudetypen, vom Tiny House bis zum Hafen, vom Gewächshaus bis zur Minigolfbahn. Jedes dieser Bauwerke hat bestimmte Kosten in Form von Ressourcen.
Manche dieser Gebäude sind am Ende des Spiels Siegpunkte wert, andere sorgen für einen dynamischen Effekt: Das Gewächshaus gibt euch dauerhaft eine Wirtschafts-Ressource (Dollarmünze) hinzu. Bei jedem nächsten Einkauf lässt sich die Anzahl der Handkarten, die ihr auf den Ablagestapel werfen müsst, reduzieren. Die Karte mit dem Dollar verbleibt in euer Auslage. Wer Splendor (Duel) kennt, weiß sofort, was gemeint ist und wie so eine Ressourcen-Engine funktioniert.
Nehmt ihr so eine Gebäudekarte in eurem Zug auf, müsst ihr sie sofort bezahlen. Ein Gewächshaus kostet beispielsweise zwei Industrie-Ressourcenkarten und eine Ökologie-Karte. Diese „bezahlten“ Karten legt ihr von der Hand auf den Ablagestapel und fügt das neue Gebäude eurer persönlichen Auslage hinzu.
Besonderheiten sind die öffentliche Gebäude, rechts oben auf der Karte durch ein Symbol (in der englischen Fassung: civic icon) gekennzeichnet. Wer ein solches Bauwerk wie Post oder Theater errichtet, darf sich ein Civic Token aussuchen. Das sind kleine runde Plättchen, die vor der Partie zufällig neben der Kartenauslage platziert wurden. Sie geben für bestimmte Karten oder Kombinationen in euer Auslage Siegpunkte am Ende des Spiels.
Nach jedem Zug muss die aktive Spielerin noch daran denken, die Auslage wieder auf 16 Karten aufzufüllen. Jede hinzugefügte Karte liegt dabei auf der entgegengesetzten Seite der zuvor genommenen! So entsteht auf dem Tisch ein bunter Mix aus Ressourcenkarten und Gebäuden, aus denen sich die Spieler reihum bedienen. Das Spiel endet, sobald der Nachziehstapel verbraucht ist und die Auslage nicht mehr nachgefüllt werden kann. Nun folgt die abschließende Wertung.
Punktestadt: Fazit und Wertung
Punktestadt spielt sich immer noch flott herunter, aber mit dem Tempo seines Vorgängers Punktesalat kann es nicht mithalten. Der Bau einer ganzen Stadt ist nun einmal anspruchsvoller als das Zusammenmixen von Paprika, Kohl und Broccoli. Die eigenen Züge wollen genauer durchdacht sein und der Abgleich von Handkarten und dauerhaften Ressourcen für den Erwerb von Gebäudekarten braucht ein wenig Übung.
Dennoch ist die Einstiegshürde in diesem Spiel gering und dank des fantastischen Designs aller Karten bleibt Punktestadt jederzeit übersichtlich. Im Spiel zu zweit könnt ihr eure nächsten beiden Züge mitunter sogar im Voraus planen. Ihr seht, welche Handkarten und dauerhaften Ressourcen euer Gegenüber besitzt und auf welche Karten in der Tischmitte er oder sie spekulieren dürfte. Bei drei oder vier Spielenden ist das weniger möglich; wenn man wieder an der Reihe ist, hat sich die Tischauslage meist deutlich verändert. Aber auch dann bleibt es eine feine Tüftelei, die Gegebenheiten bestmöglich zu nutzen.
Vor allem die Civic Tokens sind als Punktelieferanten nicht zu unterschätzen. Wer am Ende des Spiels fünf dauerhafte Industrie-Ressourcen besitzt und mit einem Plättchen zwei Punkte je Industrie kassiert, macht einen großen Schritt Richtung Sieg.
Anders als bei Punktesalat gibt es in Punktestadt sogar einen gut gemachten Solomodus, bei dem ein so genannter AI-Gegner eigene Züge nach einem bestimmten Muster durchführt und Karten sowie Ressourcen sammelt. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich über die Anzahl der Punkte steuern, die der AI-Gegner je Wertungskategorie erzielt.
Zwei Dinge, die uns nicht gut gefallen haben, möchten wir zum Schluss erwähnen: In der (englischen) Anleitung fehlt eine Übersicht, in der die Wertungen aller Civic-Plättchen ordentlich erklärt werden. Und wer seine Spielkarten schützen und daher sleeven möchte, wird sich womglich ärgern, dass sie mit Schutzhülle nicht oder nicht mehr so gut in das Insert der Spielschachtel passen. Erstaunlich, dass ein so gut durchdachtes Kartenspiel hier Schwächen zeigt.
Punktestadt – auf einen Blick
Punktestadt ist ein großartiges Drafting-Kartenspiel, das uns zu zweit am meisten Spaß gemacht hat. Immer noch zügig im Ablauf, aber eine Stufe anspruchsvoller als der Vorgänger Punktesalat.
Autor:innen: Molly Johnson, Robert Melvin, Shawn Stankewich | Alderac, Skellig Games | 2023 | 1 bis 4 Personen | ab 10 Jahren | bis 30 Minuten
Pro
- starkes Design der Karten
- frische Kombination von Drafting und Engine Building
- variabel im Ablauf
Contra
- Nachlegen der Karten auf die korrekte Seite nicht intuitiv, hier muss man wirklich aufpassen
- (engl.) Anleitung bleibt an manchen Stellen vage
Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).
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