Was beim Boarding im Flieger alles schiefgehen kann: Da bucht man frühzeitig First Class und landet schließlich neben einem nervigen Duschvorhang-Ringe-Vertreter im überfüllten Economy-Bereich. Pech gehabt, overbooked, war nichts anderes mehr frei. Die Szene aus Ein Ticket für Zwei mit Steve Martin ist ein Klassiker – und man ahnt schon, wie schwierig es sein muss, als Mitarbeiter des Serviceschalters alle Passagier-Wünsche bei der Sitzplatzverteilung zu berücksichtigen.
Genau das ist unsere Aufgabe bei Overbooked (Jumbo). Als Airline Manager kümmern wir uns darum, ein Flugzeug vor dem Start mit Passagieren zu befüllen, so dass alle an Bord zufrieden sind. Liebespärchen möchten gern zu zweit nebeneinander sitzen, das mitgereiste Rubgy-Team sollte besser als Gruppe platziert werden, das Rentner-Trüppchen ebenso. Und dann sind da noch die Kinder, die stets von mehreren Erwachsenen beaufsichtigt werden müssen…
Overbooked – so läuft das Spiel ab
Zwei bis vier Mitspieler sind bei Overbooked für ihre eigene Flugzeugkabine zuständig, im Spiel zu viert sind dort zu Beginn 40 freie Plätze (zwei Sitzbereiche mit je vier Mal fünf Plätzen). Reihum wählt jeder eine ausliegende Passagierkarte, nimmt sich anschließend die farblich passenden Passagiere aus der Auslage und platziert diese entsprechend des Karten-Rasters auf dem eigenen Tableau.
Auf einigen Passagierkarten in der so genannten Vielflieger-Variante (die geht dann schon eher Richtung Kennerspiel) stehen spezielle Anforderungen: Einzelne Leute möchten hier gern am Fenster sitzen oder am Gang, manche Karten erlauben es, Passagiere auch über den Gang hinweg zu platzieren oder dass man einen der Passagiere ignorieren darf, falls er gar nicht in die Kabine passt.
So gelangen nach und nach immer mehr Menschen an Bord, bis irgendwann der Nachziehstapel einer Passagierfarbe aufgebraucht ist. Letzter Aufruf, Spielende und Abrechnung folgen: Fünf Punkte schreibt man sich zum Beispiel für jedes aus zwei verliebten Passagieren bestehende Paar auf angrenzenden Plätzen (zwei rote Passagiere hinter- oder nebeneinander). Dabei sind drei einer zu viel: Jede Ménage-à-trois geht punktemäßig leer aus. Auch alle Kinder, die nicht vollständig von Erwachsenen eingekreist sind, bekommen keine Punkte. Schließlich gibt es noch einen Punkt je Passagier in der größten farblich zusammenhängenden Gruppe (blau, gelb und grün) auf dem eigenen Tableau. Frei gebliebene Sitzplätze und überbuchte Passagiere sorgen für Punktabzüge – und wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt.
Overbooked: Bewertung und Fazit
Ein buntes Puzzle-Spiel, einfach zu lernen, schwer zu meistern und thematisch hübsch umgesetzt: Overbooked gehört zu den unterschätzten Spielen der vergangenen Jahre. Es taucht selten auf Empfehlungslisten auf, dabei bietet es einen schnellen Zugang und ist sehr familientauglich. Das Spiel stellt klare, nachvollziehbare Aufgaben, die durch die fortschreitende Verknappung an Sitzplätzen zu einer wahren Knobelei geraten. Die Auswahl der Spielkarten ist sinnvoll gelöst und sorgt mitunter dafür, dass selbst die unattraktivste Karte in der Auslage irgendwann so reichlich mit Gutscheinen belegt ist und ein Spieler nicht mehr nein sagen kann. Immerhin sind je zwei Mahlzeitenchips am Ende auch einen Siegpunkt wert.
Overbooked bietet genug taktischen Tiefgang – Nutzen und Kosten seiner Aktionen sind jederzeit zu hinterfragen. Manchmal lohnt es sich, einen Sitzplatz zu überbuchen, weil die beiden Minuspunkte durch ein neu zusammensitzendes Liebespärchen mehr als ausgeglichen werden. Eines muss jedem Airline Manager klar sein: Die perfekte Aufteilung der Passagiere ist ein schöner Traum. Bestmöglich ist hier das Credo. Und ein bisschen Frust gehört auch immer mit dazu.
Hoher Wiederspielreiz
Wie bei vielen Puzzlespielen mit eigenem Tableau bleibt die Interaktion zwischen den Mitspielern begrenzt. Und gerade zum Ende des Spiels hin kann ein Spielzug (und damit die Downtime) auch mal länger dauern. Dem Spielspaß und Wiederspielreiz hat es bei uns auf dem Tisch nicht geschadet. Das bunte Design des Spielmaterials hat uns gut gefallen, einzig das Innenleben des Spielkartons ist eine Katastrophe und entspricht keinen heutigen Standards mehr: Die ineinander gesteckten, dünnen Pappstreifen sind kaum dazu geeignet, die vielen Passagierchips nach Farben sortiert aufzubewahren. Tütchen oder Schachteln: Fehlanzeige.
Und das Punktbrett (zwar wunderbar als Gepäckband angelegt) mit seinen 20er-Einheiten widerspricht allen Zählgewohnheiten und wird bei uns gar nicht erst mit aufgebaut. Manchmal tut es auch der gute alte Notizblock und eine Strichliste.