U-Bahn-Bau per Flip & Write: In Next Station London soll ein neues Streckennetz geplant werden. Aufgedeckte Stationskarten lenken die Spieler:innen kreuz und quer durch die britische Hauptstadt.
Flip and Write mit Nahverkehrsthema scheint allmählich Trend zu werden. Nachdem wir uns beim U-Bahn-Bau „Voll verplant“ haben und in New York und London Buslinien optimierten („Get on Board“), sind wir nun erneut in der britischen Hauptstadt unterwegs. Diesmal gilt es, das marode Netz der Londoner Underground neu zu konzipieren. Vier Linien sollen wir auf dem eigenen Spielzettel einzeichnen, dabei die Vorgaben der Stadtverwaltung erfüllen und viele Touristenziele verbinden.
Next Station London: So wird es gespielt
Die U-Bahn in London ist die älteste der Welt. Wer schon mit der Tube gefahren ist, kennt die ikonische Wandkarte, auf der alle Linien farbig verzeichnet sind. Auf unserem Spielplan in „Next Station London“ (Blue Orange Games) fehlen diese Linien, stattdessen liegen in der Schachtel vier farbige Buntstifte. Der Clou: In jeder Runde zeichnen wir mit einer anderen Farbe Verbindungen auf den eigenen Plan, nach Vorgabe der elf Stationskarten.
Diese Karten werden nach und nach aufgedeckt und geben den Spieler:innen per Symbol die nächste Stationsart (Quadrat, Kreis, Dreieck oder Fünfeck) vor. Ausgehend vom eigenen farbigen Startbahnhof zeichnet nun jeder eine direkte Verbindung zu einer solchen Station ein.
Dabei sind folgende Regeln zu beachten:
- Die eigene U-Bahn-Linie muss in jedem Zug weitergeführt werden – von einem der beiden Enden aus.
- Zwei Stationen müssen auf direktem, geradem Weg miteinander verbunden werden, immer entlang der gestrichelten Linien.
- Wichtig: Eine U-Bahn-Linie darf nicht wieder über eine Station führen, die sie bereits angefahren hat.
- Noch wichtiger: Weitere U-Bahn-Linien (ab Runde 2) dürfen andere nicht auf freier Strecke kreuzen; nur die Stationen dienen als Knotenpunkte.
- Sonderkarten wie Joker („ein freies, nächstes Ziel verbinden“) und Abzweigungen sind ebenfalls enthalten und helfen mitunter aus schwierigen Situationen heraus.
Eine Runde endet nach mindestens fünf und höchstens zehn Stationskarten. Denn im Kartendeck befinden sich sowohl Karten mit blauem als auch mit pinkem Hintergrund. Sobald die fünfte pinkfarbene Karte aufgedeckt wurde, ist Schluss mit dieser U-Bahn-Linie und es kommt zur Zwischenwertung: Durch wie viele Stadtbezirke führt meine Linie? Und in welchem Bezirk habe ich die meisten Stationen angefahren? Die beiden Zahlen multipliziere ich miteinander und addiere zwei Punkte für jede Unterquerung der Themse in dieser Runde.
Vier Runden, vier Tube-Linien, vier Wertungen: Eine Partie Next Station London ist in weniger als 30 Minuten gespielt. Am Ende addiert jede:r noch Extrapunkte für verbundene Touristenattraktionen hinzu und für Stationen, die mit mehr als einer Linie angefahren wurden.
Next Station London: Fazit und Wertung
Es ist erstaunlich: Da sitzen vier Personen am Tisch und zeichnen mit Buntstiften Linien auf ziemlich kleine, abstrakte Spielpläne. Und dennoch haben alle das Gefühl, die Londoner Underground neu zu gestalten. Der Clou in Next Station London sind sicherlich die farbigen Stifte, mit denen die berühmte Bahnhofskarte zum Leben erweckt wird. Am Ende eines Spiels haben wir vier eigene Tube-Strecken, die sich an manchen Stellen kreuzen und die meisten Stadtbezirke angesteuert haben.
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Hin und wieder ärgern wir uns, weil wir uns beim Streckenbau in eine Sackgasse manövriert haben oder das Kartenglück beim Aufdecken vom Nachziehstapel fehlte. Und manchmal bleibt ein zufriedenes Gefühl zurück, ein hübsches kleines U-Bahn-Netz erschaffen zu haben, das viele Punkte und uns den Sieg brachte.
Next Station London ist ein eingängiges Flip-and-Write-Spiel, von dessen Regelumfang (18 Seiten im Postkartenformat) man sich auch als Wenigspieler nicht abschrecken lassen wollte. Wenn es eine Person am Tisch bereits kennt, ist das Spiel in wenigen Minuten erklärt und es kann losgehen. Das Schöne: Jede Partie verläuft ein wenig anders. Die Möglichkeit, mehr Varianz durch Spezialfähigkeiten (jede Stiftfarbe hat eine) und Bonusziele einzubauen, sorgt für länger anhaltenden Spielspaß.
Natürlich ist Next Station London auch solo spielbar; man sollte beachten, dass es sich auch in Gruppen – wie häufig in diesem Genre – eher solitär spielt. Viel Interaktion zwischen den Spielenden gibt es nicht.
Wer gemeinsame Spielfelder mag, schaut sich eher bei „Get on Board“ um, wo die Spieler auf der Spielfeldrückseite eine zweite Stadt bebauen können. Bei „Voll verplant“ sind es sogar vier Metropolen, damit kann Next Station London leider nicht dienen. Schade, das hätte für deutlich mehr Abwechslung gesorgt. Aber wetten, dass die Next-Station-Reihe noch mit weiteren Orten fortgesetzt wird? Unterm Strich ein nettes Spiel für Zwischendurch, das an die anderen genannten Nahverkehrsspiele nicht ganz herankommt. Der eigene Einfluss auf das Spielgeschehen ist für unseren Geschmack zu gering.
Next Station London – auf einen Blick
U-Bahn-Bau in der britischen Hauptstadt: In Next Station London planen ein bis vier Spieler:innen ein neues Streckennetz – mal wieder. Abstraktes Flip and Write, das leider mit nur einem Stadtplan bestückt ist.
Autor: Matthew Dunstan, Illustration: Maxime Morin | Blue Orange Games, HCM Kinzel | 2022 | ab 8 Jahren | 1 bis 4 Personen | bis 30 Min.
Pro
- Trotz Regelfülle schneller Einstieg ins Spiel
- Gute Idee mit dem Buntstiftwechsel in jeder Runde
- Varianz durch Spezialfertigkeiten
Contra
- Leider nur ein Spielplan
- Vorausplanung der eigenen Züge eingeschränkt wegen Kartenglück
Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).
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