In „Get on Board“ brechen zwei bis fünf Spieler auf, um die besten Busrouten durch London oder New York zu planen. Wir haben das kurzweilige Flip-and-Write-Spiel für Familien getestet.
Einsteigen, Türen schließen, abfahren: Das Familienspiel „Get on Board“ (Huch) lädt uns zu einer Busfahrt in London oder Manhattan ein – die Strecke bestimmt allerdings jede Spielerin selbst. In zwölf Runden bauen wir die bestmögliche Route auf dem gemeinsamen Spielfeld, sammeln Fahrgäste ein, bringen sie zu Zielorten, klappern Sehenswürdigkeiten ab und versuchen, nicht im Stau stecken zu bleiben. Denn im Laufe einer Partie kann es an manchen Kreuzungen eng werden, wenn bis zu fünf Personen ihre farbigen Streckenmarker aus Holz ausgelegt haben.
Get on Board: Der Spielablauf
Zu Beginn einer Runde wird eine Busticketkarte aufgedeckt, die allen Spielern den nächsten Streckenabschnitt zeigt. Mögliche Formen sind ein, zwei oder drei Marker, die in gerader Richtung angelegt werden, zwei Marker mit einer Abzweigung oder drei Marker mit zwei Abzweigungen. Mit den Holzmarkern in der eigenen Spielerfarbe legen alle reihum diesen Streckenabschnitt aus. Weil die Zuordnung auf allen Spielerzetteln unterschiedlich ist, wird jeder Spieler etwas anderes legen müssen. Nach und nach entsteht für jeden Spieler eine individuelle Busroute, die fortlaufend sein muss und nicht seine eigene Route kreuzen darf.
Und wo sollte man herfahren? Der Spielplan zeigt eine Stadtkarte mit einem Straßennetz. An jeder Kreuzung wartet entweder einen Fahrgast (es gibt Geschäftsleute, Touristen oder Studierende usw.), ein Ort (Büro, Sehenswürdigkeit, Uni) oder eine grüne Ampel. Führen wir unsere Route über eine Kreuzung mit einer Person, steigt diese in den Bus ein und fährt mit. Auf dem eigenen Spielzettel dürfen wir die entsprechende Person abkreuzen.
Das bringt am Ende Punkte. Beispiel Geschäftsleute: Es macht Sinn, auf der Route zunächst ein bis drei Personen dieser Gruppe einzusammeln und anschließend ein Büro zu erreichen. Dann darf man auf dem Spielzettel eine bestimmte Punktzahl eintragen und erhält einen Bonus. Ähnliche Wertungen erzielt, wer die Kombination aus Studis und Unis sowie Touristen und Sehenswürdigkeiten auf der eigenen Route erfüllt.
Weitere Boni ergeben sich durch die allgemeinen Aufgabenkarten, von denen vor Spielbeginn zwei aufgedeckt werden. Hier winken zum Beispiel um Bonuspunkte, sobald man als Erstes fünf Touristen im Bus sitzen hat usw. Wichtig sind zudem die persönlichen Aufgabenkarten: Zu Beginn erhält jeder von uns eine Karte. Sie zeigt drei bestimmte Kreuzungen, die wir bis zum Spielende mit unserer Buslinie verbinden müssen, um Extrapunkte zu kassieren.
Das Spiel endet, sobald alle zwölf Busticket-Karten gespielt wurden, dann folgt die Auswertung.
Get on Board: Fazit und Wertung
Transportspiele mit Zügen oder Flugzeugen kommen bei uns immer gut an – und entsprechend häufig auf den Tisch. Bauen, planen oder puzzeln macht Spaß, solange die Regeln eingängig sind und das Spiel trotz aller Abstraktion thematisch genug bleibt. Insofern macht Get on Board vieles richtig.
Autor Saashi aus Japan hat seinem Brettspiel variable Wertungsmöglichkeiten spendiert. Personen, Orte, allgemeine Ziele und die persönliche Zielkarte lassen uns auf unterschiedlichste Arten punkten. Durch die gezogenen Routenkarten kommt ein Schuss Zufall ins Spiel. Wir machen also das Beste aus den gegebenen Möglichkeiten und konzentrieren uns auf Teilaspekte, die lohnend erscheinen. Sammeln wir den Geschäftsmann ein, der hier um die Ecke wartet oder nehmen wir einen Umweg in Kauf, um die persönliche Zielkarte zu schaffen? Legen wir unsere Route über diese viel befahrene Straße (wo schon Marker der Mitspieler liegen; Achtung: Das sorgt für einen Punktabzug!) oder bauen wir einen kurzen Schlenker ein? Und passt in der kommenden Runde die nächste gezogene Routenkarte noch zu unseren Plänen?
Solchen Unwägbarkeiten begegnen die Spieler:innen im Laufe einer Partie „Get on Board“ und müssen sich taktisch klug verhalten. Wobei klar ist: Ein dicker Strategiebrocken ist das Ganze nicht. Get on Board richtet sich an Familien, ist häufig belohnend ausgelegt und bleibt jederzeit flüssig im Spielablauf.
Das Material präsentiert sich im Retrodesign, mit Holzmarkern und bunten Kärtchen. Alles ist schick, wenn auch ein bis zwei Nummern zu klein geraten. Das gesamte Spielfeld misst ausgeklappt gerade mal 38 mal 38 Zentimeter, ein Holzmarker ist nur 1,7 Zentimeter lang. Wenn man in einer größeren Gruppe spielt, wird es mitunter frickelig, eigene Marker passend neben benachbarten Klötzchen auszulegen. Get on Board wirkt niedlich, wo Opulenz die bessere Wahl gewesen wäre.
Doch das sind nur stilistische Randbemerkungen, denn im Kern ist Get on Board ein gelungenes und günstiges Familienspiel. Wünschenswert wären weitere Spielpläne, um mit derselben Spielergruppe auch unterschiedliche Städte spielen zu können. Der Manhattan-Plan ist nur für zwei oder drei Spieler:innen ausgelegt, die britische Hauptstadt für Gruppen von vier oder fünf Personen. Immer zu Fünft und immer in London umher kurven – das könnte für uns irgendwann fade werden.
Get on Board – auf einen Blick
Gelungenes und günstiges Familienspiel: In Get on Board planen wir die beste Busroute und bringen Fahrgäste zu Sehenswürdigkeiten. Variabel und einsteigerfreundlich.
Saashi | Iello, Huch | 2022 | 30 Minuten | ab 8 Jahren | 2 bis 5 Personen
Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).
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