Drei Jahre nach Freie Fahrt bringt Friedemann Friese mit Freie Fahrt USA eine neue Variante seines Eisenbahnspiels heraus, diesmal im Setting der US-amerikanischen 50er-Jahre.
Freie Fahrt USA: Worum geht es?
Während wir im ursprünglichen Freie Fahrt ein Eisenbahnnetzwerk quer durch Europa aufbauen und Städte des 19. Jahrhunderts besuchen, spielt Freie Fahrt USA in den USA der Nachkriegszeit. Die Einführung der Diesellokomotiven revolutionierte damals das Reisen und bietet nun den Rahmen für ein Eisenbahnabenteuer. Auch hier bauen wir Strecken, verbinden Städte und erfüllen Reiserouten, um Passagiere zu ihren Zielen zu bringen.
Der Spielablauf
Da sich der grundsätzliche Spielablauf nicht geändert hat, fassen wir kurz zusammen, wie das Brettspiel funktioniert: In Freie Fahrt / Freie Fahrt USA dreht sich alles darum, Eisenbahnstrecken zu bauen, mit der Lok zu reisen und Reiserouten zu erfüllen, um am Ende die meisten Punkte zu sammeln. Zu Beginn erhält jede:r Spieler:in Schienen, Münzen, eine Lok und Besitzmarker, um direkt ins Spiel einzusteigen. Die ersten Reiserouten werden gezogen, wobei eine Stadt als Startpunkt und eine als Ziel definiert wird. Diese legen den Ausgangspunkt der Lok sowie das erste Fahrziel fest.
Während des Spiels entscheidet ihr euch in eurem Zug immer für eine von drei möglichen Aktionen: Schienen bauen, Schienen nehmen oder mit der Lok fahren. Beim Bau verlegt ihr bis zu zwei Schienen und markiert sie mit einem Marker. Diese Strecken stehen zunächst nur euch kostenlos zur Verfügung, können jedoch von Mitspielerinnen gegen eine Münze verstaatlicht werden, was sie dann für alle kostenlos nutzbar macht. Wenn euch die Schienen ausgehen, könnt ihr als Handlungsoption auch fünf neue aus der Auslage nehmen. Alternativ reist ihr mit der Lok entlang der fertigen Strecken bis zu zwei Städte weit, später sogar drei.
Die Reiserouten, die aus zwei Städten bestehen, wählt ihr aus einer offenen Auslage, die stetig erneuert wird. Ein neues Routenpaar könnt ihr jedoch nur dann aufnehmen, wenn ihr das Ziel eurer aktuellen Route erreicht habt oder eure Lok auf der Startstadt einer neuen Route steht. Anfangs verfolgt ihr immer nur eine Route gleichzeitig, im späteren Spielverlauf könnt ihr zwei Ziele parallel abarbeiten.
Das Spiel endet, sobald alle Stadtkarten verbraucht sind. In der Schlusswertung zeigt sich, dass Vielfalt bei den bereisten Städten entscheidend ist. Die erste erfüllte Karte einer Stadt bringt fünf Punkte, jede weitere derselben Stadt nur zwei Punkte. Darüber hinaus sind übriggebliebene Münzen drei Punkte wert. Am Ende gewinnt, wer am effektivsten geplant und die meisten Punkte gesammelt hat.
Gibt es auch Unterschiede zum Original?
Neben den offensichtlichen Änderungen – ein neuer Spielplan auf einem anderen Kontinent erfordert neue Städtekarten – setzt das 2F-Spiele-Team auf bewährte Zutaten. Doch an manchen Stellen kommen veränderte Details zum Tragen, sowohl optisch als auch spielmechanisch. Die große USA-Karte wirkt frischer als Old Europe, das liegt vor allem daran, dass die Städtenamen nun bunt gedruckt sind und nicht mehr in grauer Tristesse versinken. Das Europa-Setting des Originals wird durch die kulturelle und geografische Vielfalt der USA ersetzt.
Besonders interessant sind allerdings die hinzugekommenen Ost-West-Verbindungen, bei denen zwei Städte aus unterschiedlichen Küstenregionen verbunden werden müssen. Sie schaffen ein zusätzliches strategisches Element, denn man erhält bereits zwei Münzen bei der Annahme des Auftrags für solche Reiserouten. Das bietet zusätzlichen Anreiz, über größere Distanzen überhaupt planen zu wollen.
Freie Fahrt USA: Fazit und Wertung
Freie Fahrt USA bringt mit seinem neuen Setting und durchdachten Mechanik-Updates frischen Wind in das bewährte Gameplay. Besonders die Ost-West-Verbindungen und das authentische USA-Feeling setzen reizvolle Akzente, ohne den vertrauten Kern des Spiels zu verändern. Die geografische Weite der USA macht das Ressourcenmanagement für Schienen herausfordernder und verleiht dem Spiel eine neue taktische Tiefe.
Die ersten Schritte im Spiel bleiben jedoch mühsam: Ein leeres Spielfeld und spärlich verlegte Gleise sorgen für einen langsamen Einstieg, bevor die Partie wirklich Fahrt aufnimmt. Der Zufall in der Auslage kann entscheidend sein, wenn es darum geht, ideale Routen zu finden. Trotzdem bleibt genügend strategischer Spielraum, um den Spielverlauf aktiv zu gestalten. Jede angenommene Reiseroute bindet die Spieler:innen bis zu ihrer Erfüllung – Abwerfen oder Tauschen ist nicht erlaubt. Das macht jede Entscheidung bedeutend und fordert dazu auf, das große Ganze auf dem Spielfeld im Blick zu behalten.
Fans des Originals werden sich sofort heimisch fühlen, stehen jedoch vor der Frage, ob der Kauf dieser Version mit ihrem leicht veränderten Fokus notwendig ist. Für Neueinsteiger hingegen bietet Freie Fahrt USA eine attraktive Mischung aus Strategie und Zugänglichkeit, die auch im Vergleich zu Klassikern wie Ticket to Ride * bestehen kann.
Freie Fahrt USA – auf einen Blick
Freie Fahrt bleibt auch in der USA-Edition der große, schlaue Bruder von Ticket to Ride: Komplexer, herausfordernder, aber bei weitem nicht so fluffig zu spielen.
Autor: Friedemann Friese | 2F-Spiele | 2024 | 1 bis 5 Personen | ab 10 Jahren | ca. 60 Minuten
Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).