Flamme Rouge

Einfach, elegant und entertaining: In Flamme Rouge steigt ihr aufs Rennrad und kämpft bei jeder Etappe um den Sieg. Das taktische Brettspiel von Asger Harding Granerud zählt zurecht zu den besten und thematischsten Sportspielen. Eine ausführliche Würdigung.

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Flamme Rouge

Die Tour de France fasziniert jedes Jahr Millionen Zuschauer weltweit, die die packenden Duelle der besten Radrennfahrer auf den anspruchsvollsten Strecken verfolgen. Während dieses prestigeträchtigen Rennens wächst bei vielen Fans der Wunsch, selbst in die Pedale zu treten und die Atmosphäre eines Radrennens zu erleben. Was könnte dabei besser passen als ein Brettspiel, das den Nervenkitzel und die Taktik eines Radrennens auf den Spieltisch bringt? Genau das bietet „Flamme Rouge“ von Asger Harding Granerud, das 2016 bei Lautapelit erschienen und längst zu einem Klassiker geworden ist.


In diesem Blogbeitrag erklären wir zunächst das Grundspiel und gehen anschließend auf die beiden Erweiterungen „Peloton“ und „Meteo“ ein, die dem Spiel noch mehr Variabilität und Tiefe verleihen. Zum Schluss natürlich ein Fazit – viel Spaß beim Lesen!

Flamme Rouge: So wird es gespielt

Flamme Rouge ist ein taktisches Radrennspiel, das in der Grundversion für zwei bis vier Personen geeignet ist und in etwa 30 bis 45 Minuten gespielt werden kann. Jeder Spieler kontrolliert ein Team aus zwei Radfahrern (Rouleur und Sprinteur), steuert deren Bewegungen über ausgespielte Handkarten und versucht, einen der beiden Radrennfahrer als Erstes die Ziellinie zu überqueren.

  1. Spielvorbereitung: Zu Beginn des Spiels wird die Rennstrecke modular aus verschiedenen Streckenplättchen zusammengesetzt, die gerade und kurvige Abschnitte enthalten. Verschiedene vorgefertigte Streckentypen stehen auf kleinen Kärtchen zur Auswahl. Jeder Spieler erhält zwei Kartendecks mit Zahlenwerten zwischen drei und neun: je ein Deck für den Rouleur und eines für den Sprinteur. Die Rennfahrer werden auf die Startpositionen gesetzt.
  2. Energiephase: In dieser Phase zieht jeder Spieler gleichzeitig vier Karten von beiden Kartendecks (Rouleur und Sprinteur). Eine dieser Karten wird ausgewählt und zunächst verdeckt ausgespielt, die restlichen Karten kommen zurück unter das Deck. Die ausgespielte Karte bestimmt, wie viele Felder der Fahrer auf der Strecke vorwärts bewegt wird.
  3. Bewegungsphase: Nachdem alle Spieler ihre Karten ausgewählt haben, werden die Rennfahrer entsprechend der Zahlenwerte auf den Karten bewegt. Dabei gilt, dass der in Führung liegende Fahrer immer zuerst bewegt wird. Die gespielten Karten werden anschließend aus dem Spiel entfernt!
  4. Windschattenphase: Wenn ein Fahrer zwei Felder hinter einem anderen Fahrer zum Stehen kommt, profitiert er vom Windschatten und kann ein Feld zusätzlich ziehen. Dies bringt eine strategische Komponente ins Spiel, bei der es darum geht, die richtige Position auf der Strecke zu finden.
  5. Erschöpfungsphase: Nach der Bewegung werden Erschöpfungskarten verteilt – und zwar an alle Fahrer, die „im Wind stehen“, also keine anderen Fahrer direkt vor sich haben. Diese Karten haben niedrige Zahlenwerte und repräsentieren die Erschöpfung der Fahrer. Sie werden in die Decks der entsprechenden Fahrer gemischt, was ihre zukünftigen Bewegungsmöglichkeiten einschränkt.

In Flamme Rouge gibt es neben den flachen Streckenabschnitten auch Bergtouren, die zusätzliche Herausforderungen und strategische Elemente einführen. Diese Streckenabschnitte sind durch besondere Plättchen gekennzeichnet und beeinflussen die Bewegung der Fahrer wie folgt:

  1. Anstiege: Auf Anstiegsplättchen ist die Bewegung der Fahrer begrenzt. Unabhängig von der gespielten Kartenwert können Fahrer auf Anstiegsfeldern maximal 5 Felder weit ziehen. Dies simuliert die Erschwernis eines steilen Anstiegs und zwingt die Spieler dazu, ihre Bewegungen sorgfältig zu planen und ihre Kräfte gut einzuteilen. Zudem ist es nicht erlaubt, zu schnell (Kartenwert >5) in einen solchen Berg hineinzufahren.
  2. Abfahrten: Auf Abfahrtsplättchen haben die Fahrer die Möglichkeit, sich schneller zu bewegen. Hier gilt ein Mindestwert von 5 Feldern, selbst wenn die gespielte Karte einen niedrigeren Wert hat. Das bedeutet, dass Fahrer auf Abfahrtsstrecken automatisch mindestens 5 Felder weit fahren, was die Dynamik des Spiels erhöht und spannende Momente schafft.

  • Schnelles, taktisches Fahrrad-Rennspiel
  • Spieler steuern je ein Team aus zwei Personen: den Rouleur und den Sprinteur
  • Spieler bewegen ihre Fahrer vorwärts indem sie Zahlenkarten ziehen und ausspielen
  • Familienspiel ab 10 Jahren
  • Spieldauer: 30-45 Minuten
  • Spieleranzahl: 2-4

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Flamme Rouge besticht durch seine elegante Einfachheit und die schnelle Erlernbarkeit der Regeln. Trotz der simplen Mechanik bietet das Spiel bereits in der Basisvariante eine tiefe taktische Herausforderung, bei der Spieler ihre Energie haushalten, Windschatten nutzen und den richtigen Moment für einen Sprint zur Ziellinie finden müssen. Diese Mischung aus Strategie und Glück, gepaart mit der Atmosphäre eines Radrennens, macht Flamme Rouge zu einem idealen Spiel für Fans der Tour de France und Brettspiel-Enthusiasten gleichermaßen. Zu keinem Zeitpunkt ist es ein reines Strategiespiel, weil der Zufall das Ziehen von Kartenwerten beeinflusst.

Flamme Rouge – erzählt in fünf Bildern:


Erweiterung „Peloton“

Kopfsteinpflaster, weitere Spieler, Automa-Duos (so genannte Dummy-Teams) und ein Solomodus: Allein die Kernelemente zu nennen, die in der ersten Erweiterung von Flamme Rouge enthalten sind, lässt die Herzen von Radsportfans höher schlagen. In „Peleton“ begebt ihr euch auf enge Kopfsteinpflaster-Passagen, verschnauft auf den breiteren Versorgungszonen und könnt dank des rosafarbenen und weißen Team mit bis zu sechs Spielern an den Start gehen. Das Beste daran: Diese neuen Teams können auch als Dummy-Teams für das Solospiel oder für ein erweitertes Zwei-Spieler-Erlebnis verwendet werden.

Was sind Dummy-Teams? Peloton führt zwei Arten von Dummy-Teams ein, die hinzugefügt werden können, um das Spiel mit weniger als der maximalen Spielerzahl aufzufüllen.

Das Peloton-Team besteht aus zwei Fahrern einer Farbe und verwendet nur das Rouleur-Kartendeck, dem zwei „Angriff!“-Karten hinzugefügt werden. Es startet immer vor den menschlichen Spielern in der gelben Startzone, wobei die Fahrer so weit vorne wie möglich platziert werden. In der Bewegungsphase wird nach den menschlichen Spielern eine Karte für das Peloton-Team aufgedeckt, und beide Fahrer werden entsprechend der gezogenen Karte bewegt. Wenn eine „Angriff!“-Karte gezogen wird, bewegt sich der vorderste Fahrer zwei Felder und der hinterste neun Felder.
Das Peloton-Team zieht keine Erschöpfungskarten.

Muskel-Team: Es können mehrere Muskel-Teams hinzugefügt werden, bestehend aus zwei Fahrern einer Farbe und den beiden entsprechenden Kartendecks, denen jeweils eine „Muskel!“-Karte hinzugefügt wird. Sie starten ebenfalls vor den menschlichen Spielern in der gelben Startzone, wobei der Sprinteur vor dem Rouleur platziert wird.
In der Bewegungsphase wird für jeden Fahrer eines Muskel-Teams eine Karte gezogen und die Fahrer werden entsprechend bewegt. Muskel-Teams ziehen keine Erschöpfungskarten.

Ihr möchtet Flamme Rouge alleine spielen? Kein Problem: In der Solo-Variante wird empfohlen, ein Peloton-Team und ein Muskel-Team hinzuzufügen. Je nach Wunsch können zusätzliche Muskel-Teams hinzugefügt werden, um die Schwierigkeit zu erhöhen. In der Zwei-Spieler-Variante wird zunächst ein Peloton-Team hinzugefügt. Wenn dies gefällt, können weitere Muskel-Teams hinzugefügt werden, wobei jeder menschliche Spieler ein Dummy-Team verwalten kann, um das Tempo des Spiels hoch zu halten.


Erweiterung „Meteo“

Meteo ist die zweite Erweiterung für Flamme Rouge und ergänzt das Spiel um spezielle Wetterverhältnisse, inklusive Regenstürmen und unterschiedlichen Windrichtungen. Um zu bestimmen, auf welchem Abschnitt meteorologische Bedingungen wirken, platziert man vorab und zufällig auf allen geraden Streckenplättchen ein Wetter-Token. Entsprechend verteilt ihr anschließend die 3D-Pappaufsteller entlang der Strecke, die euch die Windrichtung oder den Niederschlag anzeigen.

Für jede Wetterbedingung gilt eine Zusatzregel: Zum Beispiel dürft ihr bei Gegenwind nur drei statt vier Karten von Nachziehstapel auf die Hand nehmen, solange sich euer Radfahrer auf diesem Abschnitt befindet. Oder ihr müsst aufpassen, auf regennasser Fahrbahn nicht zu stürzen. Das passiert immer dann, wenn eure Bewegung auf einem Feld endet, auf dem bereits ein anderer Radfahrer steht. „Meteo“ ist eine eher kleine Erweiterung, führt mit dem Einfluss des Wetters aber ein Spielelement ein, das in Flamme Rouge zuvor gefehlt hatte.


Flamme Rouge: Fazit und Wertung

Flamme Rouge ist ein herausragendes Brettspiel, das durch seine thematische Tiefe, einfache Erlernbarkeit und strategische Vielfalt überzeugt. Es eignet sich sowohl für erfahrene Brettspieler als auch für Neulinge und bietet eine spannende Simulation von Radrennen. Die liebevoll gestaltete Retro-Grafik und die kurzen Spielzeiten machen es zu einem idealen Spiel für gesellige Abende. Die Balance zwischen Zufall und Strategie sorgt dafür, dass jede Partie anders verläuft und stets aufs Neue fesselt. Flamme Rouge ist daher ein Muss für jeden Brettspielfan und ein perfektes Spiel, um die Begeisterung für den Radsport auf den Spieltisch zu bringen.

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Die Grundregeln sind schnell erklärt: Vier Karten ziehen, eine auswählen und verdeckt ablegen, und dann den anderen Stapel wiederholen. Auch für Anfänger und Personen, die wenig Erfahrung mit komplexen Brettspielen haben, ist der Einstieg problemlos. Die intuitiven Mechaniken, wie das Nutzen des Windschattens oder das Vermeiden von Erschöpfung, sind leicht nachvollziehbar und bieten dennoch strategische Tiefe. Denn wer zu schnell alle hohen Kartenwerte benutzt (und aus dem Spiel nehmen muss), dem könnte am Ende, kurz vor der Ziellinie, die Luft ausgehen. Clever ist, wer die Bewegungen seiner beiden Fahrer so aufeinander abstimmt, dass sie sich häufiger gegenseitig Windschatten spendieren und somit ein paar Extrafelder als Bonus vorrücken.

Asger Granerud, der Jahre später mit „Heat – Pedal to the Metal“ erneut ein starkes Rennspiel veröffentlicht hat, fängt die Dynamik eines Radrennens realistisch ein. Die Szenarien reichen von Ausreißern, die kurz vor dem Ziel von der Erschöpfung eingeholt werden, bis hin zu Fahrern, die den richtigen Moment für den finalen Sprint verpassen oder in den Bergen abgehängt werden. Pflastersteine und Regen bringen zusätzliche Spannung und Herausforderungen, ähnlich wie im echten Radsport. Um alle Features nutzen zu können, benötigt ihr neben dem Grundspiel beide Erweiterungen, was sehr zu empfehlen ist.

Handkarten steuern die Bewegung der Rennfahrer.

Begeistert auch Menschen, die selten spielen

Flamme Rouge hat das Potenzial, auch Menschen für das Brettspielhobby zu begeistern, die normalerweise wenig Interesse an Brettspielen zeigen. Das Spiel enthält bekannte Elemente wie das Bewegen von Figuren auf einer Strecke und eine Ziellinie, was es zugänglicher macht. Die Regeln sind einfach genug, um auch ältere Verwandte oder Gelegenheitsspieler nicht zu überfordern. Flamme Rouge balanciert dabei geschickt zwischen Zufall und Strategie. Während der Zufall durch das Ziehen der Bewegungskarten eine Rolle spielt, können erfahrene Spieler dennoch durch kluge Entscheidungen und Einschätzungen der Mitspieler häufig gewinnen. Dies sorgt für eine gute Mischung aus planbaren und unvorhersehbaren Elementen, die das Spiel spannend und unterhaltsam halten. Selbst wenn man verliert, fühlt es sich fair an, da man seine eigenen Entscheidungen als Ursache erkennen kann. Was deutlich realistischer wirkt als ein bloßes Würfeln mit Sechsseitern, um auf dem Spielfeld voranzukommen.

Im Laufe der Jahre hat Flamme Rouge eine wachsende Fangemeinde insbesondere auf Board Game Geek etabliert, die mit taktischen Tipps, Rennstrategien, Kursvorschlägen für Rundfahrten viel Content beisteuert. Unverständlicherweise hatte es das Brettspiel 2016/17 nicht einmal auf die Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres geschafft. Gäbe es Preise für Kultspiele, würde Flamme Rouge bis heute einige Auszeichnungen abräumen.


Flamme Rouge – auf einen Blick

Flamme Rouge ist ein leicht zugängliches Brettspiel, elegant in seiner Steuerung und verblüffend nah dran an einem echten Radrennen. Dank der Erweiterungen kommen auch Solospieler oder größere Spielgruppen zum Zug, suchen Windschatten oder starten Fluchtversuche. Ein großer Spaß, in jedem Rennen!

Autor: Asger Harding Granerud | Lautapelit, Pegasus | 2016 | 2 bis 4 Personen im Grundspiel, 1 bis 6 Personen mit Erweiterung | ab 10 Jahren | 30 bis 45 Minuten

Pro

  • herausragende thematische Umsetzung
  • tolle Retro-Optik
  • modularer und variabler Spielablauf
  • eleganter Kartenmechanismus
  • Erweiterungen heben das Grundspiel auf noch höheres Niveau

Contra

  • Die Plastikradfahrer fallen optisch ab; Rouleur und Sprinteuer lassen sich zudem schwer unterscheiden.

Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).


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