Zeugenaussagen, Fotos, Autopsiebericht: Als Ermittlerteam müssen wir einen ungeklärten Mordfall aufklären, der mehr als 30 Jahre zurückliegt. Wir haben uns den stimmunsgvollen ersten Fall der neuen ThinkFun-Serie angesehen.
Willkommen in Finden Hall Woods, einem Waldgebiet nahe von Camdale. Hier können Touristen noch die Ruhe und Stille genießen, schwärmt der Flyer des Stadtmarketings. „Spazieren gehen oder Radfahren, dem Gesang der Vögel lauschen.“
Oder die Leiche eines jungen Mannes finden, was so gar nicht zur Idylle einer englischen Kleinstadt passt.
Der Mord an einem Investigativ-Journalisten vor mehr als 30 Jahren, der nie aufgeklärt wurde: Das ist das Setting im ersten Fall der Kriminalspiel-Serie von Thinkfun / Ravensburger. Cold Cases sind (Krimifans wissen das sofort) Ermittlungen bei Kapitalverbrechen, die nach längerer Zeit ergebnislos verlaufen sind. Können wir diesen Fall neu aufrollen? Entdecken wir neue Hinweise und Spuren, die von der Polizei damals übersehen wurden? Können wir den oder die Täter:in überführen?
In der Spielschachtel liegt lediglich eine DINA4-große Akte, die neben einem Autopsiebericht noch Laboranalysen, Zeitungsausschnitte, Fotos, Briefe und vor allem acht Befragungsprotokolle enthält, alle fein säuberlich abgetippt. Dieses Material müssen die ein bis vier Ermittler:innen in Ruhe lesen – damit beginnt das Spiel.
Spielregeln, Spielbrett oder Würfel sucht man bei Cold Case – eine todsichere Geschichte vergeblich. Es geht einzig darum, einen Mord aufzuklären. Wie sich die Spieler:innen die Arbeit einteilen, ist ihnen überlassen. Selbst die Auflösung ist nicht in der Schachtel enthalten. Stattdessen müssen vier Fragen auf einer Webseite richtig beantworten werden, um das Spiel zu gewinnen.
Cold Case – eine todsichere Geschichte: Bewertung und Fazit
Das Staunen beginnt beim Öffnen der Spielschachtel: eine richtige Kriminalakte mit Tatortfotos, anonymen Briefen und Zeugenbefragungen! Sofort kommt Krimiserien-Feeling auf und man wird zum Ermittler, dem der Chef gerade einen neuen Fall auf den Schreibtisch gedonnert hat. Beziehungsweise einen sehr alten Fall, in den man sich Schritt für Schritt einlesen muss. Das kann 30 bis 60 Minuten dauern, aber es lohnt sich. Das Spielmaterial ist großartig aufgemacht, die Story ist stimmig und zieht einen sofort in den Bann.
Es geht um einen toten Journalisten, der Korruption innerhalb der Stadtverwaltung auf der Spur war. Aber auch im persönlichen Umfeld schien es Probleme zu geben. Ein bisschen wie ein klassischer Tatort im Fernsehen, aber mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Der Schwierigkeitsgrad ist durchschnittlich und richtet sich eher an Gelegenheits-Ermittler:innen. Wer aufmerksam liest, wird hier und da Widersprüche oder fehlende Alibis aufspüren. Und natürlich fragt man sich nach dem Lösen des Falls, warum die Polizei vor 30 Jahren nicht selbst darauf gekommen ist. Aber wir haben hier gerne geholfen und den Cold Case aufgeklärt.
Der Reiz bei Cold Case – eine todsichere Geschichte liegt darin, sich die Story beim Aktensichten selbst erarbeiten zu müssen. Da gibt es kein Tutorial, das uns durch den Fall leitet. Alles liegt zunächst ungeordnet auf dem Tisch. Wir suchen nach Zusammenhängen und sortieren Verdächtige und ihre Beziehungen untereinander. Das geht soweit, dass man im Laufe des Spiels sehr konkrete Vorstellungen von den Orten und handelnden Personen entwickelt. Kompliment für das Storytelling, das uns so in die Geschichte eintauchen lässt.
Der Cold Case lässt sich auch sehr gut alleine bewältigen und sollte in der Regel nicht länger dauern als ein Tatort im Fernsehen. Die Altersempfehlung ab 14 Jahren halten wir für sinnvoll.