In Calçada gestaltet ihr portugiesische Pflasterstraßen, müsst Plättchen auswählen und auf Tableaus platzieren. Dabei spielt die Kombination von Farben und Motiven eine zentrale Rolle.
Calçada: So wird es gespielt
Zu Beginn erhalten die Spieler ein Tableau mit mehreren Bezirken, die aus unterschiedlich vielen Feldern bestehen. Jedes Feld ist mit einer Zahl zwischen 1 und 5 versehen. Im Laufe des Spiels wählen die Spieler Plättchen aus der offenen Auslage, deren Farbe und Position durch eine Spielmechanik vorgegeben werden. Ein Spielzug verläuft dabei stets in zwei Schritten: Ansagen und Verschieben sowie Plättchenplatzierung.
Im ersten Schritt wählt der Spieler einen farbigen Pflasterstein von einem der Felder des zentralen Spielplans und verkündet dessen Farbe sowie die Anzahl der Pflastersteine auf diesem Feld. Anschließend wird der gewählte Stein ein Feld im Uhrzeigersinn weitergeschoben. Diese Aktion bestimmt nicht nur die Farbe des zu wählenden Calçada-Plättchens, sondern auch die Zahl des Platzes, auf dem es auf dem eigenen Tableau abgelegt werden darf. Liegt die Anzahl der Steine bei 6 oder mehr, kann das Plättchen beliebig platziert werden.
Im zweiten Schritt nimmt der Spieler ein passendes Calçada-Plättchen aus der Auslage, dessen Farbe mit der angesagten Farbe übereinstimmt. Das Plättchen wird auf einen freien Platz gelegt, dessen Zahl der angesagten Anzahl entspricht. Es gilt die Regel, dass alle Plättchen innerhalb eines Bezirks dieselbe Farbe haben müssen. Plättchen, die ein Bonus-Symbol zeigen, erlauben es dem Spieler, zusätzliche Bonus-Plättchen zu erhalten, die in späteren Zügen für Sonderaktionen genutzt werden können.
Sobald eine Person alle Plätze eines Bezirks mit Plättchen belegt, erfolgt eine Wertung. Die Anzahl der Plättchen in diesem Bezirk wird mit einem aktuellen Multiplikator der entsprechenden Farbe auf der Wertungstafel verrechnet. Anschließend wird der zugehörige Pflasterstein auf der Wertungstafel um eine Stufe nach unten verschoben. Wird der Stein über den Rand der Wertungstafel hinausgeschoben, erhält der Spieler zusätzliche Punkte, jedoch können ab diesem Zeitpunkt keine weiteren Plättchen dieser Farbe mehr gewählt werden.
Das Spiel endet, sobald der zweite Pflasterstein einer Farbe über den Rand der Wertungstafel hinausgeschoben wurde. Die laufende Runde wird noch zu Ende gespielt, bevor die Schlusswertung erfolgt. Dabei erhalten die Spieler zusätzliche Punkte für Motive gleicher Art, die waagerecht oder senkrecht miteinander verbunden sind. Unvollständige Bezirke und übrige Bonus-Plättchen bringen ebenfalls Punkte.
Calçada: Fazit und Wertung
Ja, wir haben die portugiesische Hauptstadt schon einige Male spielerisch erkundet: In „Azul“ (Spiel des Jahres 2018) bebauten wir Lissabon mit seinen berühmten Wandkacheln Azulejos oder machten in der Tram „28“ einen Ausflug durch die Stadt. Lisboa hatten wir noch nicht auf dem Spieltisch, aber man bei dieser Vielfalt, welchen Reiz die Metropole am Atlantik auf Brettspiel-Autoren ausübt. Mit Calçada (Piatnik) widmen sich Vangelis Bagiartakis und Konstantinos Karagiannis nun den portugiesischen Gehwegen.
Die Calçada Portuguesa ist das charakteristische Pflaster, das viele Gehwege, Plätze und Promenaden in Lissabon und anderen portugiesischen Städten ziert. Aus kleinen, meist schwarz-weißen Kalksteinwürfeln entstehen kunstvolle Muster und Motive, die von Hand verlegt werden. Wellenförmige Linien, geometrische Formen oder figürliche Darstellungen wie Segelschiffe, Blumen und Tiere spiegeln dabei die traditionelle Handwerkskunst Portugals wider.
Auch wenn das Rondell auf dem Spielplan von Calçada zunächst an Azul erinnert, bietet das Spiel einen eigenständigen Mechanismus. Der Spielablauf ist flüssig, das Regelwerk klar strukturiert und leicht zugänglich, sodass schnelle Partien möglich sind. Die Auswahlmechanik für die Plättchen ist gelungen und bietet taktische Entscheidungen, die jedoch auf Dauer etwas repetitiv wirken. Eine strategische Tiefe fehlt, wodurch die Partien sich bald ähneln und langfristig wenig Wiederspielreiz bieten.
Ein deutlicher Schwachpunkt des Spiels liegt in der optischen und haptischen Umsetzung. Die Tableaus und Plättchen wirken funktional, aber wenig inspirierend, während die flirrenden, farbigen Muster der Plättchen teilweise unruhig und visuell misslungen erscheinen. Gerade in einem Spiel, das die Schönheit der Calçada feiern möchte, enttäuscht dieser Aspekt. Hinzu kommt, dass die Erkennbarkeit der einzelnen Sektoren auf den Tableaus kaum möglich ist, sobald viele Plättchen abgelegt sind. Eine Double-Layer-Lösung oder andere visuelle Abgrenzungen hätten hier Abhilfe schaffen können.
- Raffinierter Auswahlmechanismus sorgt für spannende Interaktion!
- Zweischichtiges Wertungssystem bietet zahlreiche taktische Möglichkeiten!
- Zusatzpunkte sorgen für Spannung bis zum Schluss!
- Einfacher Spielablauf mit hohem Wiederspielreiz!
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Der Vergleich zu Azul drängt sich in vielerlei Hinsicht auf: Beide Spiele setzen auf Abstraktion, doch während Azul mit seinen hochwertigen, haptisch ansprechenden Spielsteinen glänzt, bleiben bei Calçada einfache Pappkomponenten und Holzklötze zurück. Das ist schade, denn gerade das Thema – die kunstvollen Straßenpflaster Portugals – hätte eine ebenso hochwertige und ästhetische Umsetzung verdient. So bleibt Calçada ein solides Plättchenlegespiel, das mechanisch überzeugt, aber in der Präsentation und im langfristigen Spielreiz Potenzial verschenkt.
Calçada – auf einen Blick
Calçada bietet ein solides, taktisches Spielerlebnis mit einfachem Regelwerk, es hapert jedoch daran, sein thematisches Setting in optisch und atmosphärisch zu transportieren.
Autoren: Vangelis Bagiartakis, Konstantinos Karagiannis | 2024 | Piatnik | 2 bis 4 Personen | ab 10 Jahren | bis 45 Minuten
Pro
- frischer Auswahlmechanismus
- schlankes Regelwerk
Contra
- optisch wenig gelungen
- Ablauf repetitiv
- Abgrenzung der Sektoren im Spielverlauf schwer erkennbar
Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).