Boreal ist ein raffiniertes Zwei-Personen-Spiel, bei dem es darum geht, durch Ressourcenmanagement und geschickte Kartenplatzierung eine gewinnbringende Pyramide aufzubauen.
Ja sicher, das Thema von Boreal klingt aufgesetzt: irgendwas mit untergegangener Zivilisation und zwei Forscherinnen, die Spuren der verlorenen Welt entdecken wollen. Wer sich beim Regellesen von dieser konstruierten Geschichte frei macht, entdeckt dahinter ein wunderbares Zwei-Personen-Spiel mit einem frischen, unverbrauchten Mechanismus.
Boreal: So wird es gespielt
Im Kern geht es bei Boreal (Game Factory) darum, Karten von einem gemeinsamen Spielplan zu erwerben und sie nach und nach in Pyramidenform vor sich anzuordnen. Vier in der untersten Reihe, oberhalb drei, schließlich zwei und ganz oben eine Karte. Wie in vielen anderen Spielen auch, sind die Art und die Positionierung zueinander ausschlaggebend für die abschließende Wertung.
Zwischen beiden Spielern liegt der Spielplan – eine Leiste mit durchnummerierten Positionen, auf denen acht Karten liegen. Jeder Spieler legt auf seiner Seite des Plans einen Entdeckungsmarker unterhalb der fünften Karte von links ab. Das ist die Startposition. Wer an der Reihe ist, hat Zugriff auf alle Karten, die zwischen Feld 1 und der derzeitigen Position des eigenen Entdeckungsmarkers liegen.
Jede Karte hat Entdeckungskosten, die man beim Einsammeln bezahlen muss. Elegant gelöst: Es gibt keine Münzen, um die Kosten zu begleichen, sondern man versetzt den eigenen Entdeckungsmarker einfach so viele Felder nach links, wie die Karte kostet. Weil man bei diesem Schema nach spätestens drei Runden pleite wäre (Marker steht auf dem Feld Null), hat Autor Masafumi Mizuno eine clevere Einkommensphase integriert.
Immer am Ende jedes Zuges schaut man sich den Baufortschritt der eigenen Pyramide an. Für jede Karte, oberhalb derer keine weitere Karte liegt, erhältst du so viele Entdeckungspunkte (Einkommen), wie in der oberen rechten Ecke darauf angegeben sind. Einen kleinen Aufholbonus gibt’s oben drauf, falls man gerade auf Feld 0 oder 1 steht. Mit diesem einfachen Kniff wandert der eigene Entdeckungsmarker im Laufe einer Partie hin und her und variiert damit den Entscheidungsspielraum.
Wer dringend eine Karte benötigt, die außerhalb der Reichweite auf einem sehr hohen Feld liegt, darf sie sich alternativ auch reservieren. Wenn du reservierst, platzierst du eine Karte abseits von deiner Pyramide in deiner Reserve (ohne sie zu bezahlen). Dann füllst du das leere Feld der Auslage wieder auf. Diese Karte ist in zukünftigen Zügen für dich verfügbar, wenn du dann über mehr Entdeckungspunkte gesammelt hast.
Boreal: Warum uns das Spiel gut gefallen hat
Was uns an Boreal gut gefällt: Nur eine Wertungskategorie steht fest und gilt für alle, und zwar die Siegpunkte, die auf vielen Karten konkret aufgedruckt sind. Alle anderen Wertungen ergeben sich aus der Auswahl eigener Karten während des Spiels. Karten zeigen unterschiedliche Landschaftsarten und besitzen Spezialeffekte, die entweder sofort gelten oder erst am Spielende.
Soforteffekte erlauben es zum Beispiel, Karten in der gemeinsamen Auslage oder in der eigenen Pyramide zu tauschen, fügen dir selbst Entdeckungspunkte hinzu oder ziehen deinem Gegenüber welche ab.
- BOREAL - Duell um die verlorene Welt! Ein cleveres Kartenduell um Wissen und Entdeckungen mit taktischem Reiz.
- Auf der Suche nach neuen Erkennnissen erkundet ihr als Forscherinnen die Ruinen einer verlorenen Welt. Entdeckt dabei die Geheimnisse von Boreal und sammelt wertvolle Wissenspunkte.
- Nutzt taktisches Geschick und gute Ressourcen-Einteilung beim Entdecken der Karten. Diese bringen euch wertvolle Punkte, nützliche Effekte und Synergien - doch nur clever angeordnet als Pyramide sichern die Karten den Sieg!
- Anzahl der Spieler: 2. Spieldauer: ca. 25 Minuten. Empfohlenes Alter: ab 10 Jahren. Deutschsprachige Edition.
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Noch spannender sind allerdings die Effekte, die zum Schluss relevant werden. Hier winken dir unter anderem Siegpunkte für jede Karte einer bestimmten Landschaft, die sich in deiner Pyramide befinden. Oder du punktest für Karten einer Landschaftsart, die an diese Karte angrenzend liegen. Oder die Karte ist so viele Siegpunkte wert wie ihre linke Nachbarin.
Die Beispiele verdeutlichen, worum es bei Boreal geht. Wer möglichst liquide bleibt und aus vielen Karten wählen kann, hat die Chance, seine Pyramide als echten Punktelieferanten aufzubauen. Das gestaltet sich als variable und herausfordernde Aufgabe, die aber jederzeit auf einem angenehmen Familienspiele-Level bleibt. Und als rein strategischer Brecher eignet sich Boreal sowieso nicht: Die immer wieder aufgefüllte Auslage in der Tischmitte offenbart sich als klassisches Push-your-Luck-Element. Nur wenn die passenden Karten ausliegen, wird man den Punktespeicher richtig voll machen. Letztlich ist Boreal ein Duell, bei dem beide Protagonisten das Beste aus den vorhandenen Möglichkeiten machen. Das gefällt uns richtig gut, hat aber mit dem Untergang der Zivilisation und Spurensuchen gar nichts zu tun…
Boreal – auf einen Blick
Karten auswählen und geschickt in der eigenen Pyramide anbauen, dabei auf eigene Ressourcen und die späteren Wertungen achten: Boreal ist ein elegantes Zwei-Personen-Duell, das uns sehr positiv überrascht hat.
Autor: Masafumi Mizuno, Illustrationen: Yuko Iwase | 2024 | Game Factory | 2 Personen | ab 10 Jahren | bis 30 Minuten
Pro
- elegante, frische Mechanik
- wunderschöne Karten mit intuitiver Ikonografie
Contra
- Glücksfaktor beim Nachziehen von Karten in die Auslage
Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).