Art Gallery

Spieleabend im Museum: Beim Familienspiel Art Gallery (Piatnik) sammeln wir berühmte Gemälde ein und versuchen, die beste Route durch die Kunstausstellung zu finden.

Piatnik Art Gallery Brettspiel Familen
Art Gallery: Wenn ich die Mona Lisa kriege, wer schnappt sich dann den „Schrei“?

48 weltberühmte Gemälde an einem Ort versammelt – dieses Kunstmuseum würde selbst den Louvre oder das New Yorker Met in den Schatten stellen. In „Art Gallery“ dürfen zwei bis sechs Personen die prächtigsten Kunstwerke bestaunen und haben eine Aufgabe: Wer findet die beste Route durch das Museum und bringt die Manets, Vermeers und Da Vincis in die wertvollste Reihenfolge?

Art Gallery: So wird es gespielt

Der modulare Spielplan bietet Platz für bis zu acht Gemäldekarten, die ihr zufällig zu Beginn auslegt. Vor den Gemälden findet ihr eine Sitzgelegenheit; zwischen diesen Bänken wandert eure Spielfigur bei jedem Zug umher. Wie weit und wohin ihr euch bewegt, legt ihr mit ausgespielten Aktionskarten fest. Zu Beginn habt ihr Karten mit den Werten von 0 bis 9 auf der Hand.

Wer an der Reihe ist, zieht seine Figur also zu einem Gemäldeplatz und platziert anschließend einen seiner vier Aktionssteine vor dem Kunstwerk. Kommt später eine weitere Person zu diesem Gemälde, legt sie ihren Aktionsstein rechts daneben. Wann immer man einen Aktionsstein ablegt, muss man sofort ein Gebot für dieses Gemälde abgeben. Hierfür dienen ebenfalls eure Handkarten; ihr legt eine davon verdeckt neben das entsprechende Gemälde.

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Der Sinn dieses Ziehens und Bietens wird nach vier Durchgängen klar, wenn es ums Verteilen der Gemäldekarten geht: Jedes Kunstwerk wird einzeln gewertet. Dreht alle Aktionskarten, die auf einem Aktionsfeld liegen, auf die Vorderseite um, ohne dabei die Reihenfolge zu verändern. Anhand der farbigen Aktionsmarker (von links nach rechts) seht ihr, welche Karte von welcher Person stammt. Wer die Karte mit dem höchsten Wert gespielt hat, darf sich das ausliegende Gemälde nehmen und offen in seine Sammlung legen. Übrigens: Hat jemand mehr als einen Marker und somit mehrere Aktionskarten im Rennen, werden dessen Kartenwerte addiert!

Weil auf jeder Gemäldekarte vier vertikale Symbole stehen, kommt der Reihenfolge, in der ihr die Karten einsammelt, eine große Bedeutung zu. Es geht darum, mit den Kunstwerken möglichst lange Ketten der jeweiligen Symbole zu bilden. Wenn ihr eure Karten leicht versetzt auslegt, seht ihr auf einen Blick, welche Symbole bereits vorhanden sind und welche als nächstes gut dazu passen würden.

Neben den Gemäldeplätzen hat die Art Gallery natürlich auch einen Museumsshop. Dort könnt ihr (in gleicher Weise) so genannte Gemäldeplättchen ersteigern. Sie zeigen kleine Ausschnitte der großen Gemäldekarten und bringen euch am Spielende zusätzliche Punkte ­ vor allem, wenn ihr Kombinationen aus Plättchen und passenden Gemälden in euer Sammlung liegen habt.

Nach jeder Spielrunde füllt ihr die Gemäldeplätze wieder mit neuen Karten auf. Die Aktionskarten (0 bis 9), die ihr zum Start auf der Hand hattet, werden sich durch eine Auswahlmöglichkeit beim Zurücknehmen in der Zusammensetzung ändern. Somit habt ihr auch andere Möglichkeiten, in der kommenden Runde zu laufen bzw. zu bieten.

Das Spiel endet, sobald am Rundenende nicht mehr genügend Gemäldekarten im Stapel vorhanden sind, um alle leeren Plätze aufzufüllen oder im Shop-Bereich mehrere Stapel mit Plättchen verbraucht sind. Anschließend kommt es zur Schlusswertung.

Art Gallery: Fazit und Wertung

Familienspiele sind zugänglich, weil sie meist auf eine begrenzte Zahl von Mechaniken setzen. Wir sammeln zum Beispiel bestimmte Karten ein (Set Collection) oder müssen bieten, um überhaupt an diese Karten zu gelangen. Piatniks Art Gallery verbindet beide Anforderungen und verfeinert den Ablauf noch mit Laufbewegungen, ohne überladen oder kompliziert zu wirken. Zudem gefällt hier die eingebaute Asynchronität, dass die Gebotskarten zum Teil nicht an ihre vorherigen Besitzer zurückkehren.

Mit seinem schön verpackten Thema und einer hübschen Tischpräsenz ist das Brettspiel von Francesco Frittelli wie gemacht für Spieleabende von Erwachsenen mit Kindern ab ca. zehn Jahren. Nach den ersten Spielrunden erkennen wir an der Auslage der Tischnachbarn, welche Gemäldekarten dort als nächstes gut passen könnten. Somit wird die Konkurrenz beim Bieten größer und spannender: Welche Handkarte spiele ich aus, um eine Chance auf dieses Dürer-Gemälde zu haben? Und Moment mal: Besitze ich überhaupt eine passende Bewegungskarte, um den Gemäldeplatz mit der Spielfigur zu erreichen?

  • Dieses Museum muss man einfach gesehen haben: Denn wo sonst lassen sich die geheimnisvolle „Mona Lisa“, die mystische „Sternennacht“ oder „Der arme Poet“ bei einem einzigen Besuch bewundern?
  • Als Tourguides beauftragt suchen zwei bis sechs Personen ab zehn Jahren bei „Art Gallery“ die beste Route durch diese einzigartige Kunstausstellung. Achtundvierzig der berühmtesten Gemälde aus den bekanntesten Museen der Welt versammelt Autor Francesco Frittelli in diesem wunderbar gestalteten Familienspiel. Die Tourguides bewegen sich sowohl im Museums-Shop als auch in den Galerieräumen, deren Anzahl und modulare Spielplan-Größe sich an den spielenden Personen orientiert.
  • Pro Runde kommen alle viermal zum Zug und legen immer eine Aktionskarte offen aus und eine andere verdeckt auf ein Aktionsfeld. Wer hier taktisch geschickt handelt, wird bei der anschließenden Verteilung der Gemäldeplättchen und -karten im Shop und in der Galerie belohnt und darf einen – fast echten – Botticelli, Raffael oder Kandinsky zu seiner Sammlung hinzufügen. Die ausführliche Spielanleitung liefert dazu nähere Informationen wie Künstlername und Entstehungsjahr.
  • Stetig vergrößert sich im Laufe des Spiels die eigene Sammlung an Gemälden. Dabei gilt es allerdings, die Symbole auf den Gemäldekarten zu beachten, denn nur die wertvollste zusammenhängende Reihe bringt bei der Schlusswertung Punkte. Wer am Ende die beste Route durch die Galerie gefunden hat, dem winken nicht nur Lob und Anerkennung, sondern auch der Sieg. Ein Museumsbesuch in der „Art Gallery“ dauert rund 45 Minuten.

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Cleveres Haushalten mit den eigenen Handkarten ist vonnöten, um am richtigen Ort das beste Gebot abgeben zu können. Alles bleibt dabei sehr spielerisch und locker. Auch das eher abstrakte Punkten durch passend aneinander gelegte Gemäldekarten (die Symbolreihen könnten auch bei jedem anderen Thema eingesetzt werden) stört den Spielablauf nicht.

Einziger Kritikpunkt ist die Angabe der Spieldauer, die in unseren Runden (zu viert) deutlich nach oben abgewichen ist. Wir haben mehr als 60 Minuten absolviert, ehe die Spielende-Bedingungen erfüllt waren. Das ist im Bereich der Familienspiele deutlich zu lang, zumal der Ablauf der Runden sehr repetitiv bleibt und auf kein Finale zusteuert. Ein beigelegtes Blatt in der Spielschachtel schlägt als alternatives Spielende den Besitz von zehn Gemäldekarten vor. Wir würden das nochmals nach unten korrigieren: Nach acht Gemälden im eigenen Besitz sollte Schluss sein für alle. Dann passt es wunderbar!

Ein bisschen verschenkt ist leider der edukative Ansatz der 48 Gemäldekarten: Warum stehen Künstler und Titel des Werks nicht gleich mit auf der Karte? Als Lerneffekt für Schülerinnen und Schüler am Spieltisch wäre das eine wunderbare Gelegenheit, etwas Wissen für den Kunstunterricht mitzunehmen. Dass die Titel auf den hinteren beiden Seiten der Anleitung lieblos aufgelistet sind ­– geschenkt. Wirklich nachschlagen wird das hier niemand.


Art Gallery – auf einen Blick

Dank Thema und Tischpräsenz ist das Brettspiel Art Gallery wie gemacht für Spieleabende von Erwachsenen mit Kindern ab ca. zehn Jahren. Gelungener Mechanik-Mix, dem mehr Spannung zum Ende hin gut getan hätte.

Autor: Francesco Frittelli, Illustration: Fiore GmbH | Piatnik | 2023 | 2 bis 6 Personen | ab 10 Jahren | 45 bis 60 Minuten

Pro

  • schönes Material
  • verzahnte Mechanismen, dennoch auf einfachem Familien-Level
  • interaktiv, man braucht immer einen Blick für das Tun der anderen

Contra

  • zu flache Spannungskurve zum Spielende hin
  • dauert etwas zu lang

Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).


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