On the Road

„On the road again“, sang Willy Nelson, „just can’t wait to get on the road again“. Das gleichnamige Brettspiel von Helvetiq kann er mit seinem Countrysong nicht gemeint haben. Das lässt man schon nach wenigen Partien enttäuscht im Regal stehen. Woran liegt das?

In „On the Road“ reisen zwei bis vier Spieler mit ihren Musikbands durchs Land, um Fans zu sammeln. Ziel ist es, beim berühmten Sunshine-Festival aufzutreten und dabei die meisten Fans im Publikum stehen zu haben. Wer an der Reihe ist, spielt eine Bewegungskarte aus. Je nachdem, wo der eigene Tourbus landet, folgen bestimmte Ereignisse auf den unterschiedlichen Orts- und Landschaftsplättchen, die als Wegstrecke zum großen Abschlusskonzert ausliegen. Je häufiger man eine Landschaft besucht, desto mehr Fans bekommt man dort, und zwar in Form kleiner Holzsternchen, die man zunächst in einen Stoffbeutel steckt und später mit etwas Glück passend herauszieht.

Was nach einem flotten Familienspiel mit stimmungsvollem Musikthema klingt, offenbarte in unserem Test einige Schwächen. Zwischen dem Startplättchen und dem Ziel legt ihr alle Orte zufällig als Kurs aus, lediglich die drei Städte haben einen gleichmäßigen Abstand zueinander, der Rest ist beliebig. Weil man stets drei Handkarten für Bewegungen hat, kann es passieren, dass bestimmte Felder nicht erreichbar sind, zum Beispiel die Städte, um unterwegs Fans aus dem Beutel ziehen zu dürfen.

Auch die wenigen Tourbus-Orte, die uns erlauben, die Zugrichtung einmalig zu ändern und Felder zu besuchen, die hinter uns liegen, können per Zufall irgendwo auftauchen und bringen für den Spielverlauf mitunter keinen Mehrwert.

Es frustriert, wenn man aufgrund von gezogenen (hohen) Handkarten an wichtigen Orten vorbeirast und dann noch das Pech hat, auf dem Wunschfeld nicht anhalten zu dürfen, obwohl die Bewegung passt, dort aber bereits ein anderer Tourbus steht. Gutes Balancing sieht anders aus – wieso darf man nicht entscheiden, bei einer Handkarte mit dem Wert fünf eine Bewegungslänge von einem bis fünf Schritten zu wählen?

Das Ziehen von Fans aus dem Beutel ist ebenfalls glückslastig – und unfreiwillig komisch dazu: Zieht man Fans der eigenen Spielerfarbe aus dem Säckchen, darf man sie auf die begrenzten Plätze vor der Haupttribüne absetzen. Sind es Fans der anderen Spieler, stellt man sie aufs Toilettenhäuschen. Ja, richtig gelesen, diese Fans hören keine Musik, sondern harren auf dem Klo aus. Nur durch den Einsatz von Orts-Chips als Spezialaktion dürft ihr eure Toilettenfans zurück in den Sack befördern.

Was das alles thematisch bedeuten soll, haben wir nicht verstanden. Und weil das Thema nicht greifbar wird, sind solcherlei Regeln und Anwendungsfälle nicht intuitiv. Wo manche Brettspiele etwas mehr redaktionellen Feinschliff benötigt hätten, wäre bei On the Road gleich ein komplett neues Spielkonzept vonnöten. Mit dem wirklich hübschen Spielmaterial und der sympathischen Ausgangsidee hätte der Verlag deutlich mehr erreichen können. Und als Musikfans würden wir auch sofort wieder in den Tourbus springen und mitfahren.


On the Road – auf einen Blick:

In On the Road reist ihr als Musikband durchs Land, wollt beim Sunshine-Festival auftreten und dabei die meisten Fans im Publikum einsammeln. Leider mit deutlichen spielerischen Schwächen im Tourbus, daher konnte uns das Spiel nicht überzeugen.

Autor: Leo Colovini, Gabriele Bubola, Illustrator: Miguel Coimbra | Helvetiq | 2023 | 2 bis 4 Personen | ab 8 Jahren | 30 Minuten


Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).

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