Bloom Town

Zwei bis vier Spieler bauen im Plättchen-Legespiel „Bloom Town” Häuser, Büros und Parks auf ihr Tableau. Wir haben die erste Veröffentlichung des neuen Verlags Sidekick Games unter die Lupe genommen.

Boom Town Spielfeld
Häuser und Parks, Büros und Läden: Alles schön verbaut im Raster von Bloom Town.

Ein Trend bei vielen Neuheiten auf der SPIEL 19 war das Bauen von Städten oder Landschaften auf begrenztem Raster. Je knapper der vorhandene Platz auf den Spielfeldern, desto wohlüberlegter will jeder eigene Zug geplant sein. Diesem Spielprinzip folgen auch die dänischen Spieleentwickler Asger Harding Granerud und Daniel Skjold Pedersen. In Bloom Town geben sie den Spielern die Chance, Bürgermeister/in einer neu aufgebauten Stadt zu werden – aber nur, wenn sie alle Gebäudearten in bestmöglicher Kombination zueinander platzieren und viele Siegpunkte einsammeln.


Bloom Town – auf einen Blick

Sidekick Games | Asger Granerud, Daniel Pedersen | 2019 | 2-4 Spieler | Ab 8 Jahren

Solides, aber recht braves Aufbauspiel für Familienspieler: Bei Bloom Town können wir Bürgermeister werden – wenn wir die Gebäudekärtchen geschickt auf unserem Tableau platzieren.


Bloom Town: Der Spielablauf

65 Gebäudeplättchen werden gemischt und in fünf gleich hohe Stapel aufgeteilt. Das jeweils oberste Plättchen deckt ihr auf, so dass sie offen liegend den gemeinsamen Markt für die Spieler bilden. Mehrere Gebäudearten stehen den Spielern zur Verfügung: Häuser, Büros, Läden, Parks und U-Bahnen. Weiterhin befinden sich zehn so genannte Gemeindeplättchen in den Stapeln, die im weiteren Spielverlauf Zwischenwertungen auslösen.

Jeder Spieler erhält nun noch einen eigenen Spielplan, auf dem fünf Mal fünf Felder verzeichnet sind, und zwei zufällige Gebäudeplättchen auf die Hand. Wer an der Reihe ist, muss nun genau dieser Reihenfolge folgendes tun:

  • Bauen
    Eines der beiden Gebäudeplättchen aus der Hand auf ein noch leeres Feld des eigenen Spielplans legen.
  • Siegpunkte erhalten
    Nach dem Bauen sofort Punkte für das platzierte Gebäude erhalten. Wichtig: nur das soeben gelegte Plättchen werten!
  • Neues Plättchen nehmen
    Jedes platzierte Gebäude verdeckt ein bestimmtes Blumensymbol des Spielplans. Zu diesem Symbol passt einer der fünf Stapel mit Gebäudeplättchen im gemeinsamen Markt. Man nimmt also das entsprechende, offen liegende Plättchen auf die Hand und deckt das nächste vom Stapel auf.

Das Spielprinzip ist relativ einfach. Spannender bleibt die Frage, welche Siegpunkte es für die verschiedenen Gebäudearten gibt. Beim Platzieren von Büros solltet ihr z.B. darauf achten, dass sie horizontal oder vertikal nebeneinander liegen. Bei U-Bahnstationen hingegeben sind diagonal verlegte Plättchen gewinnbringend. Häuser wiederum sorgen dann für Punkte, wenn beim Legen des Plättchens dieses Haus möglichst viele unterschiedliche Nachbarn hat. Heißt im Klartext: wenn auf Feldern horizontal oder vertikal dazu bereits andere Gebäudetypen verbaut sind.

Nochmal und ganz wichtig: Ihr betrachtet immer das soeben gelegte Plättchen und prüft die Bedingungen, für die es Punkte erzielt. Nachträgliches Erweitern einer bestimmten Nachbarschaft bringt dem zuvor gelegten Haus-Plättchen keine Vorteile mehr.

Weitere Spieloptionen: Erneute Wertungen

Wie erwähnt, befinden sich in den Gebäude-Stapeln zehn Gemeindeplättchen. Zu jeder Gebäudeart gehören zwei. Im Laufe des Spiels deckt ihr auch diese Plättchen auf und legt sie offen auf dem Tisch aus. Sobald das zweite Gemeindeplättchen eines Typs (Büros, U-Bahn, Parks, Häuser, Läden) aufgedeckt wird, kommt es zur erneuten Wertung. Bei einer erneuten Wertung erhält jeder Spieler Punkte für alle Plättchen des zu wertenden Gebäudetyps, die auf dem eigenen Stadtplan liegen.

Bloom Town: Spielende

Das Spiel endet, sobald zwei der fünf Stapel mit Gebäudeplättchen komplett verbraucht sind. Da ihr zu diesem Zeitpunkt noch zwei Plättchen auf der Hand haltet, könnt ihr eines wählen und für diesen Typ eine erneute Wertung durchführen. Wer am Schluss die meisten Siegpunkte besitzt, gewinnt das Spiel.


Fazit und Meinung

Ich mag Plättchen-Legespiele. Ich schätze Szenarien auf begrenztem Raum, in dem ich meine Züge optimieren muss. Und ich liebe Städtebauspiele, was sicherlich mit einer langjährigen Sim-City-Leidenschaft zu tun hat. Daher war ich gespannt, das Verlagsdebüt von Sidekick Games auszuprobieren. Haben Asger Granerud und Daniel Pedersen (Copenhagen, Copenhagen Roll & Write, Panic Mansion) einen Kracher am Start?

Bloom Town ist ein leicht zu erlernendes Spiel. Dank der übersichtlichen Anleitung könnt ihr nach wenigen Minuten loslegen und die ersten Gebäudeplättchen verbauen. An dieser Stelle ein großes Lob an die Illustratorin Jessica Smith, die ein Top-Artwork auf die Plättchen gezaubert hat. Jedes Plättchen sieht anders aus und offenbart witzige und liebevolle Details. Klasse! Bei der Produktion des Spielmaterials hingegen ist noch Luft nach oben: Nach dem Heraustrennen der Plättchen blieben bei unserem Exemplar deutlich sichtbare Reste des Stanzbogens an vielen Plättchen hängen. Das geht – bei den nächsten Auflagen? – sicherlich besser!

Jeder baut still vor sich hin

Die Wertungsregeln machen den Reiz von Bloom Town aus: Jeder Gebäudetyp gibt andere Platzierungsregeln vor, um Siegpunkte zu kassieren. Nicht alle Bedingungen lassen sich im Laufe einer Partie gleichzeitig verwirklichen. Daher ist die eigene Stadt immer nur die bestmögliche und niemals perfekte Version. Für Autor Asger Granerud ist das der Stoff, aus dem Spieleklassiker sind. Im Interview mit Brettspielelust spricht er von Spielen, die „scheinbar nicht zu lösen sind und die dennoch bei jeder neuen Partie interessante Lösungsansätze anbieten.” Im Idealfall zieht der Kampf um knappe Ressourcen und Plätze den Spieler in den Bann und sorgt für einen hohen Wiederspielreiz.

Doch genau dieser Reiz fehlt uns bislang bei Bloom Town. Jeder Spieler baut still vor sich hin, den Blick auf den eigenen Spielplan gerichtet. Interaktion mit den anderen findet kaum statt. Gerade zu Beginn einer Partie ist das recht behäbig, weil man mehrere Runden lang oftmals nur einen oder maximal zwei Punkte für seinen Zug erhält. Und dann, wenn es so richtig losgehen könnte, war unser Spiel zu viert plötzlich und überraschend schon wieder vorbei.

Glücksfaktor Sonderwertungen

Das liegt an der Regel, das nach zwei leer gezogenen Stapeln der Gebäudeplättchen Schluss ist. In manchen Runden hatten wir gerade einmal zehn Plättchen verbaut. Langfristige Strategie bleibt dabei auf der Strecke, zumal es vom Zufall abhängt, wann und vor allem welche Sonderwertungen (nach dem Aufdecken von Gemeindeplättchen) erfolgen.

Gewünscht hätten wir uns, dass die Siegpunktmarker eine weitere Funktion besitzen. Man sammelt sie. Manchmal tauscht man sie wie Kleingeld gegen größere Münzen. Aber irgendetwas damit kaufen, tauschen oder sie einsetzen kann ich nicht. Hier wäre Raum für mehr Komplexität gewesen. Aber Bloom Town, das zunächst exklusiv in Nordamerika bei Walmart vertrieben wird, möchte ein familientaugliches Taktikspiel sein, das auch Einsteiger anspricht. Wer deutlich mehr Herausforderung sucht, sollte einen Blick auf Tiny Towns werfen.

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