Kleine, neue Familienspiele, die du fast übersehen hättest: Wir stellen euch Fasanerie, Barrakuda und Co. vor, die wir auf der SPIEL 22 in Essen entdeckt haben. Passend als Geschenkidee zum Geburtstag oder als Mitbringsel zum nächsten Spieleabend.
Barrakuda
In Barrakuda (Helvetiq) taucht ihr mit zwei bis vier Spieler:innen hinab zu versunkenen Schiffswracks und wollt so viel Gold wie möglich ergattern. Bei eurer Schatzsuche müsst ihr euch vor dem Barrakuda in Acht nehmen, der zwischen den Wracks lauert. Ihr erforscht die Umgebung und müsst
schnell acht Goldstücke zum Tresor auf euren Booten bringen. Über ausgespielte Bewegungskarten schwimmt ihr taktisch klug umher, um euren Gegnern auszuweichen oder den Inhalt ihres Goldsacks zu klauen. Den Barrakuda könnt ihr entweder vertreiben oder auf eure Gegnerinnen loslassen. 44 Karten, 36 Goldstücke, fünf Figuren und zwei Würfel passen in die Helvetiq-typische Spielschachtel, die handlich und hochwertig gestaltet ist. Barrakuda ist ein kleines Karten-/Würfelspiel für Zwischendurch, es spricht Spielende an, die ein gewisser Glücksfaktor im Ablauf nicht abschreckt. Die Anleitung könnte in ihrer Struktur und den szenischen Beschreibungen etwas präziser sein.
Tails on Fire
In Tails on Fire (Heidelbär Games) machen sich zwei bis sechs Oppossums auf die Suche nach Feuer, das sie mit einer brennenden Schwanzspitze – daher: Tails on Fire – der Welt zurückbringen. Alle Mitspielenden (Empfehlung: ab zehn Jahren) erhalten dieselben Karten von 1 bis 9 in einer Farbe plus eine +1-Bonuskarte, die auf alle Zahlen gelegt werden darf. Vor jedem Zug wählen wir aus diesem Stapel drei Karten für die kommende Runde aus. Die restlichen Karten legen wir für kommende Runden beiseite.
Anfangs hat jeder ein Startfeuer, auf das er eine Karte legen muss, so dass jeder schon mal ein kleines Feuer vor sich liegen hat. Die gilt es nun zu sammeln. Auf der Jagd nach dem Feuer, das in der Mitte ausliegt und die Startzahl bestimmt, legen wir immer reihum eine Karte, die um eine Zahl höher sein muss als die davor (nach der 9 kommt wieder die 1). Wenn ich an der Reihe bin und nicht die passende Zahl auf der Hand habe, passe ich. Wenn alle reihum gepasst haben, dann gewinnt der Spieler, der als letztes eine Karte spielen konnte, das Feuer – aber nur temporär. Denn wenn ich das Feuer mit der Karte 4 gewonnen habe, bleibt die vier beim Feuer vor mir liegen. Wenn in den Runden danach jemand ein Feuer ebenfalls mit seiner 4 gewinnt, darf er mir auch mein Feuer, das unter der 4 liegt, klauen. Die in der aktuellen Runde gespielten Karten ruhen sich eine Runde aus und können danach wieder auf die Hand genommen werden.
So spielen wir Runde um Runde, bis alle unsere Handkarten verbraucht sind. Bei zwei und drei Spielern spielt ein Dummie-Spieler mit. Je mehr Spielende, desto besser, also 4 bis 6 machen aus unserer Sicht am meisten Sinn. Einem führenden Spieler kann kurz vor Schluss noch durch kluges Taktieren sein größtes Feuer geklaut werden – daher bleibt Tails on Fire spannend bis zum Schluss.
Fasanerie
In „Fasanerie“ macht ihr euch zu Zweit auf die Suche nach den schönsten und edelsten Fasanen für die eigene Fasanerie. Eine grüne Spielbox, ein Titel mit F und ein spezielles Artwork – willkommen im neuen Kartenspiel von Friedemann Friese. Mittels einfacher Spielregeln sammeln beide Spielende Fasanen-Karten ein, die nebeneinander auf dem Tisch liegen und eine Art Karten-Allee darstellen. Die Spieler versuchen, möglichst wertvolle Exemplare zu ergattern, die Mechanik dabei ist originell: Wenn du auf der Allee am weitesten hinten auf einer Karte stehst, bist du an der Reihe. Liegt deine Scheibe zu Beginn deines Zugs alleine auf einer Karte, sammle diese Karte und alle dahinter liegenden Karten in umgekehrter Reihenfolge, also vom Anfang der Allee aus, ein. Versetze deine Scheibe nun bis zur gewünschten Karte vorwärts und lege sie entweder auf die leere Karte oder oben auf die Scheibe deines Gegners. Ist deine Scheibe nun die vorderste in der Allee, ziehe Karten vom Kartenstapel und lege sie vorne in die Allee, bis wieder 5 Karten aufgedeckt vor deiner Scheibe liegen.
Auf diese Weise sammelt ihr beide eine Menge Fasanenkarten ein, jede Fasanenart wertet am Spielende anders. Beispiel Königsfasan: Wer nur einen besitzt, verliert fünf Punkte. Erst mit mindestens drei Königsfasanen gibt es Pluspunkte. Insgesamt zwölf Arten sind im Spiel, in jeder Partie spielt ihr mit sechs davon. Ziel ist es, die wertvollste Fasanansammlung zu besitzen. Fasanerie (2F-Spiele) ist ein schnell gespieltes Duell, das durch weitere Fasanerie-Exemplare auch zu viert oder sechst gespielt werden kann.
Wildtastic Five
Wildtastic Five (Piatnik) ist ein tierisches Verhandlungsspiel ab acht Jahren, bei dem wir unseren eigenen Wildpark mit Tieren füllen müssen. Jeder erhält dafür seine eigene Wildparktafel mit Platz für 15 Tiere, die zu Beginn aber noch leer ist. Im Spiel von Bernd Bürgel gibt es fünf verschiedene Zonen, in denen jeweils eine Tierart lebt. In der Zone Eins lebt ein Eisbär, im Dschungel hausen zwei Orang-Utans, um Hochland grasen drei Alpakas, in der Savanne treiben vier Erdmännchen ihr Unwesen und im Ozean schwimmen fünf Fische. Je mehr Tiere in einer Zone leben, desto weniger Wert sind sie (Wert von 1 bis 5).
Jede Mitspielerin ab 7 Jahren gibt ihr Set an 15 runden Tier-Chips verdeckt in die Tischmitte – plus ein zusätzliches Set. Die werden gut gemischt und vor Beginn zieht sich jeder zehn verdeckte Tier-Chips und legt sie neben seinen Wildpark.
Nun kann ich entweder neue Tiere aus der Mitte verdeckt zu meinem Stapel legen oder aber meinen Wildpark mit Tieren füllen. Als Startspielerin würfele ich dabei mit (Spieleranzahl + 1) Würfeln und wähle einen aus. Die Augenzahl zeigt an, wieviele Chips ich von meinem verdeckten Vorrat aufdecken darf. Eins davon baue ich direkt in meinen Park ein. Die anderen von mir aufgedeckten Tiere stehen nun zum Verkauf für alle anderen Spieler bereit, sofern sie in der Lage sind mir ihre Kosten zu zahlen: So viele verdeckte Tierchips ihres eigenen persönlichen Vorrats, die dem Wert des Tieres entspricht. Im Uhrzeigersinn darf jeder mitmischen: Ein Erdmännchen hat den Wert 2, kann der folgende Spieler mir 2 seiner verdeckten Tierchips abgeben, darf das Erdmännchen direkt in seinen Wildpark umziehen. Falls reihum alle gekauft oder abgelehnt haben und dort immer noch offene Tierplättchen liegen, darf ich selbst nochmal zuschlagen und den Wert falls möglich in verdeckten Tierplättchen an den allgemeinen Vorrat bezahlen. Wer als erstes schafft, seinen Wildpark zu füllen, gewinnt das Spiel. Ein schönes Einsteigerspiel für Familien mit Kindern im Grundschulalter.
Zwinkern
Wer bei „Zwinkern“ (Game Factory) punkten will, muss sich ständig wechselnden Kompliz:innen am Spieltisch mit einem Augenzwinkern zu erkennen geben, ohne von den anderen erwischt zu werden. Ist man nur eine Millisekunde – oder eben einen Wimpernschlag – unachtsam, ist es bereits zu spät. Wer hat die flinksten Augen? Wer ertappt seine Tischnachbarn auf frischer Tat?
Sobald es euch gelingt, eurem Komplizen unbemerkt zuzuwinkern, erhaltet ihr einen Siegpunkt. Erwischt ihr zwei Gegner:innen bei ihrem geheimen Tun, erhaltet ihr deren zwei Punkte. Natürlich gewinnt in diesem Spiel, wer am Ende die meisten Siegpunkte gesammelt hat.
Partyspiele wie Zwinkern haben dann ihren großen Auftritt, wenn homogene Gruppen gut gelaunt beisammensitzen und ein Brettspiel ohne viele Regeln spielen möchten. Dabei geht es dann im besten Fall weniger um das Gewinnen oder Verlieren, sondern darum, gemeinsam Spaß und einen schönen Abend zu haben. Das kann mit dem neu aufgelegten Spiel „Zwinkern“ gelingen (die Erstausgabe gab es 1994 bereits); ob es zu einem hohen Wiederspielreiz reicht, muss jede Gruppe für sich herausfinden.