Freaky Frogs from Outaspace

Freaky Frogs from Outaspace ist ein Solospiel, das die Mechaniken eines Flipperautomaten in ein Kartenspielformat überträgt. Kann das funktionieren?

Freaky Frogs from Outaspace Flipper Rezension
Freaky Frogs from Outaspace

In den 1980er-Jahren besaßen wir einen kleinen Flipper-Tischautomaten, der laut vor sich hin ratterte und dessen Soundeffekte man nicht leiser stellen konnte. Wir Kinder haben ihn geliebt, meine Eltern nicht. Stundenlang gingen wir auf Highscore-Jagd und fluchten, wenn die Kugel zum dritten Mal durch die Flipper flutschte oder in der Outlane verschwand. Game over.

Echtes Flippern in Spielhallen war später nicht unser Ding. Stattdessen wanderten Disketten mit Amiga- oder PC-Spielen wie Pinball Dreams & Co. durch den Klassenraum. Hätte damals jemand behauptet, dass es einst Brettspiel-Adaptionen eines Flipperautomaten gäbe, wäre die Reaktion wohl gewesen: „Geht’s noch?“

Inzwischen sind in weniger als zwei Jahren gleich zwei neue Umsetzungen erschienen. Zunächst Flippermania, das die Kugel mittels geworfener Sechsseiter zwischen den Bumpern bewegte. Und aktuell zeigt 2F-Spiele, dass man auch mit Handkarten einen recht flotten Spielablauf auf den Tisch bringen kann.

Freaky Frogs from Outaspace: So wird es gespielt

In Freaky Frogs von Autor Friedemann Friese steuerst du die Aktionen deiner Flipperkugel durch das Ausspielen von Handkarten und das taktische Navigieren über den virtuellen Flippertisch. Ziel ist es, durch Aktivieren von Hindernissen und Sammeln von speziellen Buchstabenkombinationen viele Punkte zu erzielen und den Highscore zu knacken. Der Flipperautomat ist dabei mit Elementen wie FROGS-Buchstaben, Bumpern und RAY/GUNs ausgestattet, die durch das geschickte Spielen der Karten aktiviert werden.

Du startest mit fünf Handkarten, maximal sieben sind während der Partie erlaubt. Sie zeigen die verschiedenen Elemente des Flippers und sagen an, wie viele Karten du nach dem Ausspielen nachziehen darfst.

Sobald du die erste von drei Kugeln startest, fällt sie von oben nach unten. Auf einem beigelegten Poster kannst du dir vorstellen, wo sie sich befinden würde. Die Laufrichtung (von oben nach unten oder umgekehrt) ist dabei wichtig, um jeweils die nächsten Ziele zu bestimmen, die deine Kugel treffen kann.

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Hieraus ergeben sich Möglichkeiten, nach und nach bestimmte Handkarten auszuspielen. Rollt die Kugel nach ganz unten, musst du eine Karte mit rechtem oder linkem Flipper wieder hoch katapultieren. Anschließend kannst du zum Beispiel eine Bumper-Karte spielen und dafür sofort zwei neue Karten vom Nachziehstapel nehmen. Nach dem Bumper ergeben sich erneut Möglichkeiten, wohin die Kugel laufen kann. Wichtig: Nur wenn du die entsprechende Handkarte besitzt, kannst du das Ziel auswählen.

Durchhalten und solange es geht, die Kugel im Spiel halten – das ist dein Ziel. Wer beim Nachziehen der Karten kein Glück hat, wird plötzlich nervös: Die Kugel läuft von den Bumpern nach unten und du hast gerade keine Flipper-Karten mehr? Und nun?

Ein paar Hintertürchen und Tricks hat Friedemann Friese in sein kleines Kartenspiel eingebaut. Im Rahmen dieser Rezension können wir darauf nicht im Einzelfall eingehen, ebenso wenig auf die verschiedenen Kombinationen und Wertungen. Auf 28 Seiten erklärt die Anleitung sämtliche Modalitäten; hier schaut man auch rein, um die jeweiligen Anschlussziele nach dem Treffen eines bestimmten Hindernisses zu erfahren.

Selbstverständlich sind Multibälle (die erst für richtig satte Punktgewinne sorgen) und ein Autosave mit an Bord, man kann Lock-Karten einsetzen und so mit etwas Glück eine vierte Kugel freispielen. Ja, sogar virtuell am Flippertisch rütteln ist möglich, um eine brenzlige Situation am Rande der Outlane zu entschärfen.

Freaky Frogs from Outaspace: Fazit und Wertung

Eines muss man Freaky Frogs from Outaspace lassen: In die analoge Umsetzung sind viel Herzblut und jede Menge Details eines Flipperautomaten eingeflossen. Das Handkartenmanagement präsentiert eine innovative, unverbrauchte Idee, um die Bewegung einer Kugel zu simulieren. Das Nachziehen von Karten von einem verdeckten Stapel zeichnet sehr treffend den schmalen Grat zwischen Glück und Pech nach, den wohl jeder schon einmal beim Flippern gespürt hat. Wie sagt Autor Friedemann Friese passend zu Beginn der Anleitung: „Dieses Spiel kann unfair sein, genau wie ein realer Flippertisch. Manchmal rollt die Kugel einfach sehr schnell vom Flippertisch, ohne dass du richtig auf die Hindernisse zielen kannst: Pech gehabt!“

Clever gelöst sind die Lost- und Outlane-Karten, die, einmal gezogen, auf der Hand verbleiben und den Spielraum allmählich einengen. Ein ähnliches Prinzip kennen die Fans des Rennspiels Heat – Pedal to the Metal, bei dem die gleichnamigen Karten für Stau auf der eigenen Hand sorgen können.

Das Regelheft umfasst 28 detailliert beschriebene Seiten.

Doch das Karten-Kennerspiel Freaky Frogs erfordert relativ oft Frusttoleranz aufgrund vom Nachzieh-Pech. Die Anfangshürde liegt hoch, weil das Studieren des länglichen Regelwerks anspruchsvoll ist. Eine sehr gute Anleitung liest man als erfahrener Spieler einmal und hat danach eine konkrete Vorstellung, was zu tun ist. Freaky Frogs allerdings ließ uns mit einigen Fragezeichen zurück. Unklarheiten, offene Fragen und ein wenig intuitives Werten erreichter Ziele hemmten den Einstieg – vom motivierten und fröhlichen Losflippern zunächst keine Spur.

Das liegt auch daran, dass man sich bei jedem Spielzug fragt, ob die Handlung regelkonform ist und welcher Schritt als nächstes folgen kann. Mühsames Blättern und Nachschlagen ist an der Tagesordnung, denn: „Abhängig von der aktuellen Richtung, in die die Kugel rollt, gibt jedes Hindernis vor, welche Karten du als nächstes spielen darfst. Siehe einfach auf den folgenden Seiten beim entsprechenden Hindernis nach.“ Naheliegender wäre es, die Möglichkeiten über gut gewählte Symbole direkt auf den Karten zu hinterlassen.

So bleibt am Ende eine faszinierende Umsetzungsidee, die sich in kleinteiligen Detailregeln verliert und nach mehreren Partien repetitiv wird. Und die berechtigte Frage steht im Raum: Warum spiele ich einen analogen Flipper als Kartenspiel? Weil ich gerade keinen echten Automaten greifbar habe? Oder starte ich dann doch lieber einen Emulator am PC und zocke Pinball Dreams?


Freaky Frogs from Outaspace – auf einen Blick

Solitäres Flippern als analoges Kartenspiel: Friedemann Friese überrascht mit unverbrauchten Ideen, um Kugeln zwischen Bumpern hin und her zu bewegen. Das Kennerspiel wirkt mit vielen Regeln und Details etwas überladen.

Autor: Friedemann Friese | 2F-Spiele | 2024 | 1 Person | ab 12 Jahren | bis 30 Minuten

Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).


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