Im Deduktionsspiel Turing Machine (Huch) ermittelt ihr in jedem Level einen dreistelligen Zahlencode. Ein analoger Computer unterstützt euch in diesem besonderen Brettspiel.
Alan Turing war ein britischer Mathematiker und Informatiker. Zu seinen größten Leistungen zählt die Entwicklung einer nach ihm benannten Maschine in den 1930er-Jahren, die Berechnungen durchführen konnte. Dieses Konzept bildete die Grundlage für moderne Computer und Algorithmen. Turing half auch im Zweiten Weltkrieg, den Enigma-Code der Deutschen zu entschlüsseln. Verfilmt wurde sein Leben im Hollywoodfilm „The Imitation Game“ mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle.
Die Spieleautoren Fabien Gridel und Yoann Levet greifen das Prinzip der Turing Machine auf und lassen euch den Prototypen eines Computers nutzen, der ohne Strom und Elektronik funktioniert. Allein oder mit bis zu vier Spielern müsst ihr verschiedene Lochkarten clever einsetzen und den Geheimcode knacken.
Turing Machine: So wird es gespielt
In jedem Level gibt es genau eine dreistellige Zahlenfolge der Werte 1 bis 5 als Lösung. Pro Durchgang dürft ihr die Maschine zu bestimmten Merkmalen befragen („Prüfkarten testen“), gleicht das Ergebnis mit einer Ziffern-Lochkarte ab und erfahrt, ob die Aussage zutrifft oder nicht. Ihr zieht Schlüsse aus diesen Informationen und versucht, schneller als die anderen am Tisch den richtigen Code zu benennen. Dafür habt ihr aber nur einen Versuch: Ist die Antwort falsch, scheidet ihr aus der aktuellen Runde aus.
Ja, das klingt noch reichlich abstrakt. Eine Beispielrunde, um das Spielgeschehen greifbar zu machen: Im aktuellen Level liegen fünf Prüfkarten auf dem Tisch. Bis zu drei davon darf ich in jedem Durchgang testen. Ich entscheide mich im ersten Test für die Karte: „Der Computer prüft, ob die blaue Zahl gerade oder ungerade ist.“ Bevor ich die Tests beginne, wähle ich einen möglichen dreistelligen Code aus und nehme mir die jeweilige blaue, gelbe und lilafarbene Lochkarte aus dem Pappständer – in diesem Beispiel die Kombination 352.
Jetzt startet die Magie der Turing Machine. Ich lege meine drei Lochkarten passgenau übereinander. Nun bleibt noch genau ein kleines Loch übrig. Lege ich die entsprechende Prüfkarte („gerade oder ungerade“) darunter, sehe ich entweder ein rotes Kreuz oder ein grünes Häkchen. Ergo weiß ich nun, ob die blaue Karte der Ziffer drei tatsächlich ungerade ist. Wie das technisch und ohne Computer funktioniert, bleibt auch mir als mathematisch interessiertem Mensch unbegreiflich. Aber es klappt!
Ich führe noch zwei weitere Tests durch. Eine Karte prüft, ob die lilafarbene Ziffer größer oder kleiner als 3 ist. Und ein dritter Test beantwortet, ob die Summe aller drei Ziffern ungerade ist. Anschließend habe ich drei neue Informationen gewonnen, die ich auf meinem Spielzettel notiere. Auch Mutmaßungen oder Schlussfolgerungen aller Art sollten hier verdeckt für die anderen vermerkt werden.
Im Laufe der Runden, in denen ihr Dreier-Codes testet, grenzt ihr allmählich die mögliche Lösung ein. Gelb kann nur eine vier sein, Lila ist kleiner als 3 und blau ist eine ungerade Summe aus Gelb und Lila? Dann müsste das Ergebnis doch klar sein, oder?
Turing Machine: Fazit und Wertung
Wer es bis hierhin im Text geschafft hat, dürfte eine gewisse Neigung zu Deduktions- oder Logikspielen haben. Ohne Freude an Zahlenrätseln und mathematischen Problemstellungen zuckt man in Turing Machine bloß mit den Schultern und ist raus. Auch erfahrene Vielspieler sind hier nicht im Vorteil, solange sie mit dem Spielprinzip fremdeln. Und dieses Prinzip ist durch und durch nüchtern. Und faszinierend. Und vor allem: deduktiv logisch.
In Turing Machine sammeln wir keine Karten-Sets, kaufen keine Vorteile für die nächsten Spielzüge und kassieren niemals Boni. In jeder Runde dreht sich alles um diesen dreistelligen Code. 20 Level sind in der Anleitung enthalten. Wem die nicht reichen, findet online ein paar Millionen weitere. Ja, richtig gelesen, die Webseite turingmachine.info hält reichlich Nachschub für Logikfans bereit – unter anderem eine täglich wechselnde Challenge.
Natürlich handelt es sich dort nicht um ein eigenständiges Online-Spiel, sondern die Kartenanweisungen stehen lediglich auf der Webseite bereit. Und ein Eingabefeld für euren Lösungsvorschlag, um zu sehen, ob ihr richtig liegt.
Turing Machine zu bewerten, fällt nicht leicht. Das technische Setting ist sensationell, beim Spielmaterial und der Anleitung gibt es nichts zu meckern. Die Box mit dem ausgestanzten Titel ist großartig! Der Spielaufbau eines neuen Levels läuft etwas umständlich ab, weil man aus einem großen Stapel Karten, die nicht einheitlich nummeriert sind, die passenden herausfischen muss. Dabei dürfen keine Fehler passieren, weil die Lösung andernfalls nicht korrekt angezeigt wird. Und nach dem Ende eines Level sollte man die Karten wieder an der richtigen Stellen einsortieren, weil sonst alles in einem großen Chaos endet.
Zudem ist der Spielablauf solitär und überaus repetitiv. Zwar lässt sich Turing Machine auch kooperativ spielen, doch meist grübelt jeder allein vor sich hin. Daher eignet es sich gut als Solospiel, wenn man Lust hat, ein paar Durchgänge zu zocken. Der stetige Nachschub an Online-Aufgaben sorgt für unbegrenzte Herausforderungen, bei denen sich der Schwierigkeitsgrad durch ein paar Kniffe noch steigern lässt. Top, aber nicht für jede/n bzw. an jedem Abend!
Turing Machine – auf einen Blick
Turing Machine ist Deduktion und Logik in Reinform. Nicht für jeden geeignet und eher solitär im Spielablauf. Aber unglaublich faszinierend gemacht.
Autoren: Fabien Gridel und Yoann Levet | Huch | 2023 | 1 bis 4 Personen | ab 14 Jahren | bis 20 Minuten
Pro
- faszinierender analoger „Computer“
- einfaches Setting, auch wenn die Level immer kniffeliger werden
- nahezu unbegrenzter Nachschub an Rätseln
Contra
- wer solche Logeleien nicht mag, ist komplett raus
- eher solitär denn ein echtes Brettspiel für Gruppen
Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).
Pingback: Turbo Kidz im Test: Innovatives Rennspiel, sehr witzig