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Auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres 2023: Beim Plättchen-Legespiel „Akropolis“ errichten ein bis vier Personen Städte mit Wohnvierteln, Gärten und Märkten. Wer geschickt in die Höhe baut, kassiert am Ende die meisten Punkte. Aber nur, wenn zu jedem Viertel passende Agoras vorhanden sind.
Ein abstraktes Plättchenspiel, bei dem man rundenweise die eigene Auslage vergrößert und auf unterschiedliche Wertungen achtet? Sofort drängt sich ein Vergleich zum Spiel des Jahres 2022 auf. Handelt es sich bei „Akropolis“ lediglich um einen Cascadia-Aufguss oder kann es eigene Akzente setzen? Darauf gehen wir nach einer kurzen Spielübersicht im Fazit näher ein.
Akropolis: So wird es gespielt
In Akropolis basteln wir an einer eigenen Stadt, die mithilfe von dreiteiligen Hexagonplättchen heranwächst. Die Plättchen zeigen unterschiedliche Stadtteile: blaue Wohnviertel, rote Kasernen, violette Tempel, gelbe Märkte oder grüne Gärten. Einige bilden auch graue Steinbrüche und so genannte Agoras (traditionelle Versammlungsplätze im antiken Griechenland) mit Sternen in unterschiedlichen Farben ab.
In jeder Runde liegt eine bestimmte Anzahl dieser Plättchen offen in der Tischmitte aus. Reihum darf sich jede Person ein Plättchen nehmen und muss es sofort in der eigenen Stadt verbauen. Die Kosten eines Plättchen ergeben sich aus seiner Lage auf dem Tisch: Das am weitesten vom Nachziehstapel entfernte Plättchen ist gratis, jedes daneben kostet einen Stein mehr als Bezahlung. Wir starten mit sehr wenigen eigenen Steinen, so dass die Auswahlmöglichkeit zu Beginn des Spieles begrenzt ist.
Plättchen dürfen neben jedes andere, bereits liegende Plättchen gelegt werden. Oder, was später für eine bessere Wertung sorgt: Wir bauen in die Höhe. Dazu legt man ein Plättchen so ab, dass es drei darunterliegende Hexagone vollständig abdeckt und über mindestens zwei Plättchen verteilt ist. Sinnvoll ist es vor allem, die grauen Steinbrüche zu überbauen. Für jedes Feld erhalten wir sofort einen Stein, der uns in der nächsten Runde als Bezahlmöglichkeit für neue Plättchen zur Verfügung steht.
Gepunktet wird erst zum Schluss, das heißt, sobald der Nachziehstapel verbraucht ist. Jede Objektart wertet anders und immer nur dann, wenn zur entsprechenden Plättchenfarbe mindestens eine Agora irgendwo in der Stadt verbaut wurde:
- Gelbe Plättchen (Märkte) dürfen nur einzeln ausliegen und nicht aneinander angrenzen.
- Blaue Plättchen (Wohnviertel) müssen eine zusammenhängende, angrenzende Fläche bilden. Die größte wird gewertet.
- Rote Plättchen (Kasernen) werten nur, wenn sie am Rand der eigenen Stadt liegen.
- Lilafarbene Plättchen (Tempel) müssen komplett von anderen Plättchen umschlossen sein, um Punkte zu generieren.
- Grüne Plättchen (Gärten) sind anspruchslos und zählen immer.
Plättchen, die direkt auf Tischhöhe liegen (Ebene 1), zählen jeweils einen Punkt, multipliziert mit der Sternchenzahl auf den zugehörigen Agoras. Beispiel: Meine Stadt hat sechs zusammenhängende Wohnviertel auf Ebene 1, dazu besitze ich drei Agoras mit je einem Stern. Macht zusammen 6 mal 3 Punkte, also 18.
Plättchen auf höheren Ebenen bringen mehr Punkte bei der Multiplikation: je zwei Punkte auf Ebene zwei, drei Punkte auf Ebene 3 usw. Da kommt bereits ein stattliches Produkt zusammen, sofern entsprechende Agoras vorhanden sind. Jedes graue Steinchen, dass wir am Spielende besitzen, bringt noch einen weiteren Punkt. Wer insgesamt die meisten hat, gewinnt.
Akropolis: Fazit und Wertung
Akropolis (Kobold Verlag) ist ein elegantes, schnell gelerntes Legespiel, das in jeder Gruppengröße oder auch allein viel Spaß macht. Was wir tun, ist nicht neu: Plättchen nehmen, ggf. bezahlen, anlegen und während des Spiels die späteren Wertungen im Auge behalten. Die Nähe dieses abstrakten Familienspiels zu Titeln wie Cascadia trübt den Spielspaß zu keiner Zeit. Dafür sorgt der Clou, dass wir nicht nur in die Breite, sondern in die Höhe bauen dürfen.
Diese Mechanik ist Spielefans bekannt, bei Llamaland oder Miyabi ging es ebenfalls vertikal nach oben, wenn auch nicht so kurzweilig und intuitiv. Schnell hat man bei Akropolis heraus, dass man in der untersten Ebene möglichst viele Steinbrüche überdecken sollte, um Steine zu sammeln. Später wird die Entscheidung unter Umständen kniffeliger: Welche Felder soll ich durch Überbauen opfern, wo erreiche ich bei der Multiplikation am Spielende insgesamt mehr Punkte? Lieber das Wohnviertel vergrößern oder doch einen einzelnen Markt auf Ebene 3 platzieren?
- GIGAMIC - Acropolis — AS Gold — Spiel des Jahres 2023, 1-4 Spieler [französische Version]
- Mindestspielerzahl: 2, Maximalspielerzahl: 4
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Es sind diese kleinen Überlegungen und Herausforderungen, die den Wiederspielreiz von Akropolis ausmachen. Zum Charakter eines Familienspiels gehört eine Portion Glück, weil die Auslage in der Tischmitte nicht immer die passenden Plättchen anbietet (oder die lukrativsten aufgrund von Geldmangel unerreichbar sind). Solange man für jede Farbe zumindest eine passende Agora gebaut hat, sind allzu schwere Spielfehler allerdings so gut wie ausgeschlossen.
Wegen des einfachen Ablaufs und seiner angenehmen Spieldauer ist Akropolis inzwischen zu einem echten Dauerbrenner auf unserem Spieltisch geworden. Das stabile Spielmaterial mit den dicken Kartonplättchen überzeugt ebenso wie die gut strukturierte Anleitung, die keine Fragen offenlässt. Wer mag, kann den Schwierigkeitsgrad durch mitgelieferte Varianten erhöhen (dann gibt es z.B. mehr Punkte, wenn die Märkte an eine passende Agora angrenzen oder Kasernen an drei oder vier leere Felder grenzen).
Cascadia ist durch die zufällige Zusammensetzung der Wertungskarten noch einen Tick variabler. Das pfiffige In-die-Höhe-bauen lässt Akropolis aber zu einem fast ebenbürtigen Konkurrenten vom Spiel des Jahres 2022 werden.
Akropolis – auf einen Blick
Plättchen nehmen, Stadt vergrößern und wertvolle Viertel auf höheren Ebene errichten: Akropolis macht nicht alles neu, aber vieles richtig. Schönes, kurzweiliges Familienspiel mit hochwertigem Material. Preiswürdig!
Autor: Jules Messaud, Illustration: Paunline Détraz | Kobold Verlag | 2023 | 1 bis 4 Personen | ab 8 Jahren | bis 30 Minuten
Pro
- einfach im Zugang, kniffelig beim Meistern
- hat das Zeug zum Dauerbrenner
- hervorragendes Spielmaterial
- guter Solomodus
Contra
- Plättchen bei Farbschwäche schwierig unterscheidbar
Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).
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