Bären zu Bären, Adler zu Adler und immer an die Wasserstellen denken: Auch in Caldera Park platzieren wir Hexagonplättchen und schaffen Lebensräume für zahlreiche Tierarten. Wir haben den Nachfolger von Savannah Park getestet.
Natur- und Tierspiele sind ein Riesentrend. Verlage wissen längst, dass Tiere auf der Spielschachtel viele Gelegenheitsspieler ansprechen und neugierig machen. Die sollten sich von der hübschen und harmonischen Aufmachung nicht täuschen lassen: Auch in Naturspielen sorgen verzwickte Knobeleien dafür, dass die Köpfe rauchen.
Zum Beispiel bei Caldera Park (Deep Print Games): Das Familienspiel von Wolfgang Kramer und Michael Kiesling geht als Nachfolger von Savannah Park ins Rennen, das im Jahr zuvor bei Deep Print Games erschienen war. Auf den ersten Blick sind die Ähnlichkeiten offenkundig.
Caldera Park: So wird es gespielt
Plättchen mit Bären, Adler, Bisons, Elche, Ziegen und Wölfe siedelt ihr auf eurem Tableau an, wie gehabt in möglichst großen zusammenhängenden Gruppen und an Wasserstellen. Die Anzahl der Tiere multipliziert mit der Anzahl ihrer Wasserstellen ergibt am Spielende einen Großteil eurer Siegpunkte, aber diesmal haben Kramer und Kiesling noch einige Besonderheiten ins Spiel eingebaut.
Größter Unterschied zu Savannah Park: Euer Spielfeld ist zu Beginn komplett leer, es zeigt Bergregionen, Wüsten, Wälder sowie Geysire, Wasserfälle und einen langen Fluss. Die 35 Tierplättchen platziert ihr nach und nach in fünf Runden auf den verfügbaren Hexagonfeldern, jeweils sieben stehen euch pro Durchgang offen liegend zur Verfügung. Ein Auswahlmechanismus auf dem Gemeinschaftstableau in der Tischmitte steuert, welches Tier in welche Landschaft kommt – oder auf den Fluss, um einen Geysir herum oder auf den Wasserfall. Könnt ihr die Anforderung nicht erfüllen, habt ihr eine Art Freilos und dürft ein anderes offenes Tierplättchen wählen.
Ein neuer Aspekt in Caldera Park ist das Wetter: Pro Runde deckt ihr ein Wetterplättchen auf und platziert es auf dem (im Uhrzeigersinn) nächsten freien Randfeld eures Tableaus. Oft hat dieses Plättchen negative Folgen, weil bestimmte Tierarten nicht daran angrenzen dürfen. Passiert das doch oder liegt dort bereits ein „falsches“ Tier, müsst ihr es später aus der Wertung nehmen. Pech gehabt.
Sobald sämtliche Tierplättchen auf dem Tableau liegen, endet die Partie und ihr wertet. Neben den Tierherden punktet ihr für das Erreichen bestimmter Landschaftsbedingungen – wenn beispielsweise ein Geysir komplett mit Tieren umrundet ist oder die gesamte Wüste mit Plättchen abgedeckt wurde. Wer die meisten Punkte erzielt, gewinnt.
Caldera Park: Fazit und Wertung
Caldera Park ist entspannt, friedvoll und niedlich anzusehen: Wenn bis zu vier Spieler:innen über ihrem Tableau brüten und Tiergruppen bilden, herrscht eine beinahe meditative Stille am Spieltisch. Grübeln, platzieren, Ansage für den nächsten Spielzug machen („Bisons in die Wüste!“) und wieder von vorn. Alle sind fokussiert auf die eigene Landschaft, das solitäre Spielgefühl wird kaum durch Blicke nach rechts oder links zu den Nachbarn unterbrochen. Es sorgt auch dafür, dass praktisch keine Downtime entsteht. Das hält die Spielzeit bei rund 30 Minuten – egal ob man allein spielt oder in der vollen Besetzung zu viert.
Caldera Park (im Vertrieb bei Pegasus) ist beim Regelumfang kaum schwergewichtiger als der Vorgänger Savannah Park. Es sind die zusätzlichen Punktewertungen und Wetterplättchen, die das Brettspiel auf ein höheres Level heben. Ihr müsst mehr Möglichkeiten abwägen, auf bestimmte Plättchen spekulieren, wichtige Lücken auf dem Plan schließen und gleichzeitig hoffen, dass das nächste Wetter bisherige Planungen nicht zerstört. Zur Taktik gehört es unbedingt, die noch freien Wetterfelder mit potenziell gefährdeten Tierarten so lange wie möglich zu umgehen. Mit der Folge, dass der übrige Platz auf dem Spielfeld immer enger wird.
Trotz dieser Grübeleien bleibt Caldera Park ein lupenreines Familienspiel, schielt wegen des Anspruchs eher in Richtung Vielspieler und holt auch den einen oder die andere Kennerin ab. Es ist durchdachter als Savannah Park und gibt den Spielenden mehr Gefühl, ihre Geschicke stärker in der eigenen Hand zu haben. Ein Pluspunkt, der so stark wiegt, dass Savannah Park bei uns überhaupt nicht mehr auf den Tisch kommt.
Braucht man das Sequel, wenn man das Original besitzt? Ich würde sagen: Wer den Nachfolger Caldera Park hat, kann auf Savannah Park verzichten.
Das Spiel kommt wieder komplett ohne Plastik aus, es liegen die bekannten Pappboxen in der Schachtel, in denen das Material verstaut ist. Gehadert haben wir mit der Illustration mancher Tierarten auf den Plättchen. Viele sind braun oder grau und recht klein; man braucht gutes Licht und ein ebenso gutes Auge, um sie auseinander zu halten. Dass kleine Jungtiere mitmischen, macht die Sache nicht einfacher – hier wäre etwas mehr Funktionalität beim Design angebracht gewesen.
Caldera Park – auf einen Blick
Wir bilden wieder Tiergruppen um Wasserstellen, doch diesmal kommt das Wetter ins Spiel sowie verschiedene Landschaftsarten: Caldera Park ist der anspruchsvollere Nachfolger von Savannah Park und macht noch mehr Spaß.
Autoren: Michael Kiesling, Wolfgang Kramer, Illustration: Annika Heller | Deep Print Games, Pegasus | 2022 | 1 bis 4 Personen | ab 10 Jahren | 30 Minuten
Pro
- kein Aufguss, sondern anspruchsvoller Nachfolger von Savannah Park
- dennoch einfache Regeln, flotter Ablauf
- viele Wertungsmöglichkeiten
- Rückseite bietet weiteren Spielplan als knackige Herausforderung
Contra
- Abzüge beim Design der Tierplättchen
- alle spielen für sich – wer das nicht mag, ist hier falsch
Hinweis: Wertungen vergeben wir im Bereich 0 bis 4 Sternen. Spiele mit 0-1,5 Sternen sind sind schlecht, mit 2 bis 2,5 Sternen durchschnittlich. Ab 3 Sternen beginnen die empfehlenswerten Spiele. Nur außergewöhnliche Titel erhalten 4 Sterne („Four-Star Game“).
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