Im kooperativen Kartenspiel von Michael Loth geht es um den Kunstfälscher Belratti, der seine Bilder im Stil anderer malt und sie der Kunstwelt und vor allem dem Museumsleiter Katz unterjubeln möchte. Drei bis sieben Spieler versuchen, das zu verhindern.
In Belratti (Mogel Verlag, Repos Production) gibt es 168 Gemäldekarten, die jeweils einen gemalten Gegenstand zeigen. Außerdem sind noch Hilfskarten (dazu später mehr) und Charakterkarten enthalten, denn jeder Spieler übernimmt eine bestimmte Rolle. Entweder im Team der Museumsleiter (Katz) oder im Team der Maler (Eule). Die Museumsleiter müssen im Spiel entscheiden, ob die Bilder vom Maler Eule stammen oder vom Kunstfälscher Belratti.
Belratti: Der Spielablauf
Die Rollen werden mittels Charakterkarten an die Spieler verteilt. Es macht Sinn, dass die Rollenkarten nach jeder Spielrunde einen Platz weiter gegeben werden. So wird jeder einmal Maler und Museumsleiter sein.
Die Gemäldekarten werden gut gemischt und jeder Spieler erhält je nach Spieleranzahl eine gewisse Menge an Handkarten (bei 4-5 Spielern sind es 9 Handkarten; bei 3 Spielern sogar 18 Handkarten; bei 6-7 Spielern nur 6 Handkarten), die nur der Spieler sehen darf. Die Handkarten brauchen aber in den jeweiligen Runden nur die Spieler, die den Charakter des Malers Eule einnehmen. Nach den Runden werden die Handkarten wieder nachgezogen.
Phase 1: Bilder zu Themen bestellen
In die Mitte des Tisches legt ihr zwei Gemäldekarten offen aus. Sie geben zwei unterschiedliche und voneinander unabhängige Themen vor. Zum Beispiel: eine Waage und ein Globus. Zu diesen Themen fordern die Museumsleiter nun mehrere Bilder von den Malern an: Alle Museumsleiter diskutieren, wie viele Bilder das sein sollen (es kann eine Zahl zwischen 2 und 7 sein). Über die Themen an sich dürfen sie aber nicht diskutieren.
Phase 2: Die Maler „fertigen” neue Gemälde an
Sollen beispielsweise fünf Gemälde erstellt werden, müssen die Maler in ihren eigenen Handkarten nach passenden Karten zu den beiden Themenfeldern suchen. Inhaltliche Absprachen sind tabu, sie dürfen lediglich über die Anzahl passender Gemäldekarten beratschlagen. Wie viele Karten jeder Maler dazu gibt, ist egal, aber es müssen für dieses Beispiel genau fünf sein.
Das Spiel funktioniert nur, wenn die Maler ihren Assoziationen freien Lauf lassen und versuchen, die bestmöglichen Gemeinsamkeiten in ihren Handkarten mit den vorgegebenen Themen zu finden.
Zum Globus würde zum Beispiel ein Flugzeug passen, weil man damit um den Globus fliegen kann. Oder auch das Land Italien, das als Umriss auf einer Karte zu sehen ist.
Manchmal sind es aber nicht nur passende Themen, sondern einfach Gemeinsamkeiten: So könnte bei einer Waage, die mit Nadelanzeige gemalt ist, eine Uhr assoziieren, da sie auch so eine runde Anzeige hat. Oder ein Gemälde von einem Kleid. Denn schließlich passt man wieder in das geliebte Kleid, wenn die Waage etwas weniger anzeigt. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Auch wenn man manchmal soweit um die Ecke denkt, dass die Mitspieler nicht auf den Gedankensprung kommen.
Sobald die Maler die geforderte Anzahl an Karten verdeckt auf den Tisch gelegt haben, zieht ihr noch vier weitere Karten vom Stapel verdeckt hinzu. Das sind die Gemäldekarten des Kunstfälschers Belratti, der versucht, seine Fälschungen den Museumsleitern unterzujubeln. Alle Karten werden nun gemischt und offen ausgelegt. Wichtig ist, dass sich die Maler merken, welche Karte sie eigentlich mit ins Spiel gegeben haben.
Phase 3: Auf der Suche nach Belrattis Fälschungen
Ab jetzt dürfen die Maler sich nicht mehr äußern. Die Museumsleiter sind jetzt an der Reihe. Sie diskutieren offen über die Bilder und ihre möglichen Assoziationen und Gemeinsamkeiten. Aufgabe ist es, die vier untergeschobenen Fälschungen von Belratti zu entlarven und die restlichen Gemälde den passenden Themen (hier: Globus oder Waage) eindeutig zuzuordnen.
Phase 4: Die Abrechnung
Sobald sich die Museumsleiter einig sind, lüften die Maler ihr Geheimnis: Jeder Maler sagt nun, welche Karte von ihm stammt und zu welchem Thema er es zugeordnet hatte. Für jede Bilderkarte, die dem richtigen Thema zugeordnet wurde, bekommt das gesamte Team einen Punkt. Es wird ein Punktestapel errichtet, mit den erreichten Punktekarten. Jede Karte, bei der zwar erkannt wurde, dass sie keine Fälschung ist, aber einem falschen Thema zugeordnet wurde, erhält das Team 0 Punkte, die Karte kommt auf den Abwurfstapel. Für jede Fälschung, die einer Themenkarte zugeordnet wurde, erhält Belratti einen Punkt: dafür macht man einen Belratti-Punktestapel. Alle übrigen Karten kommen auf dem Abwurfstapel und somit aus dem Spiel.
Hiermit ist die erste Runde vorbei. Die Maler stocken ihre Handkarten wieder auf, die Charakterkarten rutschen einen Spieler weiter und es kommen zwei neue Themenkarten in die Tischmitte.
Die Hilfskarten bei Belratti
Bisher nicht erwähnt haben wir die Hilfskarten: In der Tischmitte liegen vier davon aus, zwei können die Museumsleiter einsetzen und zwei die Maler.
- Themenkarten tauschen! Die Museumsleiter dürfen noch vor der Phase 1 eine ausgelegte Themenkarte durch eine neue austauschen.
- Bilderkarte abfragen! In Phase 3 können die Museumsleiter eine beliebige Karte auswählen und die Maler reihum fragen, ob es sich um eine Karte der Maler handelt.
- Geforderte Anzahl der Bilderkarte verändern! Die Maler können in Phase 2 die zuvor geforderte Bilderzahl um 1 erhöhen oder um 1 verringern, wenn sie zum Beispiel wenige passende Handkarten haben.
- Handkarten tauschen! In Phase 2 darf ein Maler sechs Bilderkarten seiner Hand gegen 6 neue Handkarten vom Nachziehstapel ziehen. Die alten Karten kommen aus dem Spiel.
Das Spielende
Das Spiel endet, sobald auf dem Belratti-Stapel sechs oder mehr Gemäldekarten liegen. Dann zählt man die Karten des eigenen Punktestapels. Sind es mehr als 15, gewinnt das gesamte Team. Auf der Anleitung ist auch eine Scorer-Angabe, die zeigt, wie gut man mit der gewonnenen Punktezahl wirklich ist.
Belratti: Fazit und Meinung
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Belratti wurde mehrfach ausgezeichnet: 2018 bekam es den 1. Platz im Hippodice-Autorenwettbewerb und galt auf der SPIEL 18 als Geheimtipp. Nach einer Kooperation mit Repos Production schaffte es Belratti 2019 auf die Nominierungsliste zum Spiel des Jahres. Wir waren also sehr gespannt und haben das Kartenspiel im Vorbeigehen auf der SPIEL gekauft.
Belratti überzeugt als unaufgeregtes Spiel ohne große Action, dafür gibt es reichlich Diskussionen mit den Mitspielern und oftmals einen „Oha”-Effekt, wenn eine untergejubelte Karte von Belratti viel besser zu einem Thema passt als die eigenen ausgewählten. Pech für uns, gut für den Kunstfälscher! Außerdem kann es von Vorteil sein, wenn man seine Mitspieler gut kennt und ihre Assoziationen vielleicht sogar erahnen kann.
Unseren Kindern hat das Spiel noch etwas mehr Spaß gemacht als uns Erwachsenen, da es hier nicht darum geht, eine Taktik oder Strategie zu erarbeiten, sondern einfach gemeinsam ein Ziel zu erreichen. Allen Fans von kooperativen Spielen wird Belratti sicherlich gefallen. Es ist zwar nicht abendfüllend, passt aber als Ein- oder Ausstieg in jeden Spieleabend perfekt.
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